Afghanistan:Mehr als 10 000 zivile Opfer im vergangenen Jahr

Afghan men carry the coffin of one of the victims of yesterday's car bomb attack in Kabul, Afghanistan

Afghanische Männer tragen das Opfer eines Autobombenanschlags zu Grabe.

(Foto: REUTERS)
  • In Afghanistan kamen 2017 fast 3500 Zivilisten ums Leben, etwa 7000 weitere wurden verletzt.
  • Seit 2001 kämpft in dem Land eine internationale Koalition, zu der auch die Bundeswehr gehört.
  • Die Sicherheitslage verbessert sich nicht: Die meisten Zivilisten wurden bei Terroranschlägen getötet.

In einem Moment auf der Straße spaziert, im nächsten schwerverletzt am Boden: So oder ähnlich ergeht es täglich Dutzenden Afghanen. Die Gewalt in Afghanistan hat nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) im vergangenen Jahr fast 3500 Zivilisten das Leben gekostet. Weitere rund 7000 seien verletzt worden, teilten die Vereinten Nationen am Donnerstag mit.

Mit insgesamt mehr als 10 000 Toten und Verletzten sank die Zahl der zivilen Opfer demnach im Vergleich zu 2016 zwar um neun Prozent. Es habe aber mit 295 Toten und 336 Verletzten sieben Prozent mehr Opfer von Luftangriffen der Regierungstruppen und ihrer US-Verbündeten gegeben. US-Präsident Donald Trump hatte im August verstärkt Luftangriffe angeordnet, Aufständische reagierten mit Attacken in Kabul.

Afghanistan ist seit 1978 fast permanent im Kriegszustand. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 fiel eine von den USA geführte Koalition in das Land ein. Sie stürzte das Taliban-Regime - und ist mehr als 16 Jahre später immer noch im Land.

Unter den Todesopfern sind auch 861 Kinder

Auch Deutschland ist Teil dieser Koalition. Knapp 1000 Bundeswehrsoldaten sind vor Ort. Mehr als 50 Soldaten sind seit Beginn des Auslandseinsatzes gestorben. Bis jetzt hat der Einsatz Deutschland etwa zehn Milliarden Euro gekostet. Bei "ISAF" handelte es sich um den ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr. 2015 hat die Folgemission "Resolute Support" begonnen, deren Ziel vor allem Stabilität in dem Land ist. "Die Aufgaben der Bundeswehr umfassen heute die Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen Kräfte", beschreibt das Bundesverteidigungsministerium den Einsatz. "Afghanistan wird uns noch lange begleiten", sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei ihrem Weihnachtsbesuch in einem deutschen Feldlager im Dezember.

Die Sicherheitslage am Hindukusch bleibt nach Abzug der westlichen Kampftruppen sehr schlecht. Vor allem deshalb gilt der Einsatz als gescheitert. Terroranschläge sind landesweit an der Tagesordnung. Bei Anschlägen von Regierungsgegnern kamen den neuen UN-Informationen zufolge 2017 die meisten Zivilisten ums Leben.

Unter den Todesopfern sind 861 Kinder. Die zivilen Opfer seien mitten aus ihrem Alltag gerissen worden, sagte der UN-Menschenrechtsbeauftragte Zeid Ra'ad al-Hussein. Sie seien Bus gefahren, hätte in einer Moschee gebetet oder seien einfach nur an einem Gebäude vorbeigegangen, das ins Visier genommen worden sei. Bei solchen Angriffen dürfte es sich in den meisten Fällen um Kriegsverbrechen handeln. "Die Täter müssen identifiziert und zur Verantwortung gezogen werden", forderte al Hussein.

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