Afghanistan:Kabul und Taliban führen offenbar Friedensgespräche

Die radikalislamischen Taliban haben einem Medienbericht zufolge geheime Friedensgespräche mit der afghanischen Regierung aufgenommen. Auch pakistanische Rebellen sollen an den Gesprächen beteiligt sein.

Friedensgespräche hinter den Kulissen: Laut einem Bericht der Washington Post verhandeln die radikalislamischen Taliban mit der afghanischen Regierung über Wege zum Frieden. Unter Berufung auf nicht näher genannte afghanische und arabische Quellen berichtete die Zeitung, dass dabei offenbar erstmals auch Vertreter der Quetta Shura, der von Pakistan aus agierenden Talibanbewegung von Mullah Mohammed Omar, beteiligt seien.

Afghanistan: Die Gespräche umfassen laut dem Zeitungsbericht Vereinbarungen über eine Beteiligung der Taliban an der afghanischen Regierung sowie den Abzug der NATO- und der US-Truppen. Im Bild: ein Polizist in Kabul.

Die Gespräche umfassen laut dem Zeitungsbericht Vereinbarungen über eine Beteiligung der Taliban an der afghanischen Regierung sowie den Abzug der NATO- und der US-Truppen. Im Bild: ein Polizist in Kabul.

(Foto: AP)

"Sie sind sehr, sehr ernsthaft dabei, einen Ausweg (aus dem Konflikt) zu finden", sagte eine mit den Gesprächen vertraute Quelle der Zeitung. Omar und andere Talibanführer hatten bisher immer den Abzug der ausländischen Soldaten zur Vorbedingung für jegliche Kontakte mit der afghanischen Regierung gemacht.

Nun hätten sie Verhandlungen aufgenommen, um ihre Positionen zu sichern, hieß es in dem Bericht weiter. Die Gespräche umfassen demnach Vereinbarungen über eine Beteiligung der Taliban an der afghanischen Regierung sowie den Abzug der NATO- und der US-Truppen. Nicht beteiligt an den Gesprächen seien hingegen Vertreter der Haqqani-Gruppe. Diese war nach Angaben der Washington Post Ziel der jüngsten US-Drohnenangriffe in Pakistan.

NATO-Oberbefehlshaber David Petraeus hatte in der vergangenen Woche gesagt, dass mehrere Taliban-Gruppen bereits Kontakt zur Regierung und zu den ISAF-Truppen gesucht hätten. Dabei ging es um das von Präsident Hamid Karsai aufgelegte Versöhnungsprogramm, das zum Beispiel vorsieht, gemäßigten Taliban im Gegenzug dafür, dass sie ihre Waffen niederlegen, einen Job zu garantieren. Petraeus sprach aber noch nicht von Verhandlungen, sondern von "allerersten Diskussionen". Ein Sprecher der Islamisten wies die Äußerungen des US-Generals zurück.

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