Afghanistan:Journalisten als Ziel

Bei einer Serie blutiger Anschläge sind am Montag in Afghanistan gezielt Journalisten getötet worden. Dutzende weitere Menschen starben.

Bei einer Serie blutiger Anschläge sind am Montag in Afghanistan zehn Journalisten getötet worden, unter ihnen ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP. Shah Marai ist eines von mindestens 25 Todesopfern eines doppelten Selbstmordanschlags in der Hauptstadt Kabul. Bei einem Anschlag auf einen Nato-Konvoi im südlichen Kandahar wurden am Montag elf Kinder getötet.

Die beiden Anschläge in Kabul erfolgten in kurzem Abstand und waren offenbar aufeinander abgestimmt. Zunächst sprengte sich ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad nahe dem Sitz des Geheimdienstes NDS in die Luft und tötete mehrere Menschen. Als Journalisten zum Anschlagsort eilten, sprengte sich ein zweiter Selbstmordattentäter in die Luft. Dabei wurden neun Journalisten getötet. Die Organisation Reporter ohne Grenzen warf den Tätern vor, mit der zweiten Explosion am Anschlagsort "bewusst auf die Presse gezielt" zu haben. 49 Menschen wurden nach Angaben des Innenministeriums verletzt, einige von ihnen schwer. Laut Reporter ohne Grenzen wurden auch sechs Journalisten schwer verletzt. Der Organisation zufolge war es der tödlichste Anschlag auf Journalisten seit dem Sturz der Taliban 2001. Zu der Tat bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). "Der Attentäter hat sich als Journalist getarnt und sich in der Menge in die Luft gesprengt", sagte Polizeisprecher Haschmat Staniksai. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen hatte er zur Tarnung eine Kamera dabei.

Ein weiterer Journalist wurde am Montag in der Unruheprovinz Chost im Osten des Landes getötet. Der 29-jährige afghanische BBC-Journalist Ahmed Shah wurde von Angreifern erschossen.

US-Verteidigungsminister James Mattis sagte, die Angreifer nähmen Journalisten ins Visier, weil sie Aufmerksamkeit wollten. "Das ist normal für die Leute, die bei den Wahlen nicht gewinnen können, sie wenden sich den Bomben zu", sagte er mit Blick auf die für Oktober geplante Parlamentswahl. US-Außenminister Mike Pompeo verurteilte die "sinnlosen, barbarischen" Anschläge. Die Organisation Human Rights Watch erklärte, gezielte Angriffe auf Journalisten seien ein Kriegsverbrechen. "Journalisten zahlen seit Langem einen hohen Preis dafür, über den bewaffneten Konflikt in Afghanistan zu berichten."

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich empört über die zivilen Opfer und die gezielte Tötung von Journalisten. Dies zeige "einmal mehr die Risiken, denen Medienvertreter bei der Ausübung ihrer wichtigen Arbeit ausgesetzt sind".

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