Die Nato hat sich auf einen Kompromiss für die Bekämpfung des Drogenhandels in Afghanistan geeinigt. Danach sollen Bündnisländer, die dies wünschen, im Rahmen des Nato-geführten Einsatzes am Hindukusch mit Zustimmung der Afghanen gegen Drogenbarone vorgehen können, wie Nato-Diplomaten in Budapest mitteilten. Damit solle den radikalislamischen Taliban die Geldquelle abgeschnitten werden.

Die Verteidigungsminister der 26 Bündnis-Staaten verständigten sich darauf, dass Soldaten der Afghanistan-Schutztruppe Isaf Laboratorien zerstören dürfen, in denen Schlafmohn zu Opium verarbeitet wird. Die Isaf-Soldaten dürfen auch den Transport von Chemikalien zur Rauschgiftproduktion verhindern.
Vor allem die USA hatten auf eine direkte Bekämpfung der afghanischen Drogenbarone gedrungen, in der sie einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit am Hindukusch sehen. Deutschland stemmte sich gegen die US-Forderungen, die Nato-Soldaten in den offenen Kampf gegen die Drogenbosse zu schicken. Deutschland, Italien und Spanien wollten, dass die Drogenbekämpfung von den Afghanen selbst übernommen wird.
Keine eigenständigen Aktionen der Deutschen
Zunächst wurden nur wenige Details der Einigung bekannt, die erst nach stundenlangen nächtlichen Verhandlungen erreicht wurde. Zu den Kernpunkten gehört sicherem Vernehmen nach jedoch, dass die Nato-Staaten selbst entscheiden können, ob sie an der Ausweitung des Anti-Drogen-Kampfes teilnehmen.
"Die Isaf kann in Zusammenarbeit mit den Afghanen gegen Einrichtungen und Personen, die den Aufstand unterstützen, vorgehen, sofern die Zustimmung der betreffenden Nationen vorliegt", sagte Nato-Sprecher James Appathurai.
Alle Aktionen sollen möglichst unter Führung der Afghanen, auf jeden Fall aber mit Billigung der afghanischen Regierung stattfinden. Die Nato-Verteidigungsminister wollen bei ihrem nächsten Treffen im Februar in Krakau prüfen, ob dieses Vorgehen funktioniert. Der Auftrag der etwa 50.000 Soldaten starken Isaf soll entsprechend geändert werden.
Die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan sollen die einheimischen Sicherheitskräfte bei der Drogenbekämpfung künftig verstärkt unterstützen. Eigenständige Einsätze gegen Drogenschmuggler oder -labore werde es aber nicht geben, teilte Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung in Budapest mit.
"Wir werden einzelne Aktivitäten unterstützen im Bereich Aufklärung von Transportwegen, medizinische Unterstützung und Absicherung von Operationen der Afghanen", sagte Jung. Diese Aufgaben seien durch das Mandat der Bundeswehr in Afghanistan gedeckt.
Nach Angaben von Diplomaten sollen laut Beschluss der Verteidigungsminister bei den Einsätzen "zivile Opfer vermieden" werden. Außerdem solle die Intensivierung der Drogenbekämpfung in "Prioritätsgebieten" erfolgen. Dies bedeute, dass vor allem im Süden, wo besonders viel Schlafmohn angebaut ist, mit solchen Aktionen zu rechnen sei, hieß es. Die etwa 3300 deutschen Soldaten der Isaf sind im Norden des Landes stationiert.