Afghanistan:Ghanis zwei Gesichter

Der afghanische Präsident umschmeichelt die Taliban, und er gibt den harten Kerl. Keine schlechte Strategie.

Von Tobias Matern

Aschraf Ghani will Frieden für Afghanistan, ein Land, in dem die Mehrheit der Menschen jünger als 25 Jahre ist. Die junge Generation kennt dieses Gefühl nicht aus dem Alltag. Der Staatschef setzt zwei Gesichter auf, um dem ewigen Konflikt ein Ende zu setzen: Er umschmeichelt die Taliban, und er gibt den harten Kerl. Keine schlechte Strategie.

Ghani hat es geschafft, sich Gehör zu verschaffen bei den Islamisten, die früher Frauen aus dem öffentlichen Leben verbannt haben und das Land heute mit ihren Anschlägen drangsalieren. Ghani weiß: Wenn die Waffen schweigen sollen, müssen weitreichende Angebote auf den Verhandlungstisch, dürfen Kabinettsposten für die Taliban kein Tabu sein, so bitter dies nach 17 Jahren westlichem Engagement auch ist. Sein Werben und neuer Tatendrang der USA haben dazu geführt, dass Anbahnungen zwischen den Islamisten, Washington und Kabul stattfinden.

Andererseits hat Ghani nun in Genf sein anderes Gesicht gezeigt: Wir verhandeln nicht um jeden Preis, macht er deutlich. Er betont, die Rechte der Frauen müssten gewahrt bleiben, die Taliban Kontakte zu internationalen Terroristen kappen. Ghani stellt Regeln auf: In einem Konflikt, in dem die Taliban ihre Macht ausgebaut haben, ist das selbstbewusst - und riskant. Ghani setzt alles auf eine Karte. Das verdient Respekt.

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