Afghanistan:Gefangenen­austausch weckt Hoffnung

Die Taliban lassen nach mehr als drei Jahren zwei westliche Geiseln frei. Zuvor waren hochrangige Islamisten aus dem Gefängnis entlassen worden.

Von Tobias Matern

Die afghanische Regierung und die Taliban haben einen Gefangenenaustausch vollzogen. Die Hoffnungen auf einen Friedensprozess zwischen beiden Konfliktparteien sind dadurch gestiegen. Die Islamisten entließen am Dienstag einen australischen und einen amerikanischen Professor aus ihrer Gewalt. Sie hatten die beiden Akademiker 2016 aus Kabul verschleppt. Zuvor waren drei hochrangige Taliban aus dem Hochsicherheitsgefängnis Bagram auf freien Fuß gesetzt worden, darunter der Bruder des Vizechefs der militanten Bewegung. Nach Angaben der afghanischen Nachrichtenseite Tolonews sind die freigelassenen Aufständischen bereits am Montagabend nach Doha ausgeflogen worden, wo die Taliban ein politisches Büro betreiben.

In der vergangenen Woche hatte Präsident Aschraf Ghani den Deal bekannt gegeben, der auf Wunsch der USA zustande gekommen ist. Mit dem Schritt soll der auf Eis gelegte Friedensprozess wieder in Gang gesetzt werden, um den 18 Jahre dauernden Krieg am Verhandlungstisch zu beenden. Der US-Diplomat Zalmay Khalilzad hatte dafür monatelang mit den Taliban in Doha verhandelt und sich auf deren zentrale Bedingungen eingelassen, die afghanische Regierung von diesen Gesprächen zunächst fernzuhalten. Im Sommer hatte US-Präsident Donald Trump die Gespräche kurzerhand für beendet erklärt, nachdem ein amerikanischer Soldat in Afghanistan getötet worden war.

In Kabul sind die Hoffnungen nun groß, dass die Regierung auch in die Gespräche zwischen den Islamisten und Khalilzad einbezogen werden, sollten sie nach dem Gefangenenaustausch fortgesetzt werden. Der afghanische Friedensprozess müsse unter afghanischer Führung ablaufen, fordert die Regierung in Kabul immer wieder - bislang hatte sie damit wenig Gehör gefunden.

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