Süddeutsche Zeitung

Afghanistan:US-Regierung sagt Geheim-Treffen mit Taliban ab

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US-Präsident Donald Trump hat Friedensverhandlungen mit den radikalislamischen Taliban überraschend ausgesetzt. Trump schrieb am Samstagabend (Ortszeit) auf Twitter, er habe geheime Treffen mit den Taliban und dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani, die für Sonntag in Camp David geplant gewesen seien, wegen eines Anschlags in Kabul abgesagt. Er werde die Friedensgespräche mit den Taliban vorerst nicht fortführen. Zu dem Anschlag in der vergangenen Woche hatten sich die Taliban bekannt. Dabei kamen zwölf Menschen ums Leben, darunter ein US-Soldat.

Trump warf den Taliban vor, einen falschen Weg gewählt zu haben, um die eigene Verhandlungsposition zu verbessern. "Sie haben es nur schlimmer gemacht", schrieb er. Wenn die Taliban nicht einmal in der Lage seien, während der Verhandlungen einen Waffenstillstand einzuhalten, dann hätten sie offenbar auch "nicht die Macht, ein bedeutendes Abkommen zu verhandeln". Am Ende fragt er: "Wie viele Jahrzehnte wollen sie noch kämpfen?" Zunächst gab es außer Trumps Tweet keine Bestätigung, dass so ein Treffen in Camp David angesetzt war.

Die afghanische Regierung sieht die Schuld am Abbruch der Gespräche bei den Taliban. "Das derzeitige Hindernis im laufenden Friedensprozess ist auf die anhaltende Gewalt und den anhaltenden Kampf der Taliban zurückzuführen", hieß es in einer Mitteilung des Präsidentenpalastes in Kabul am Sonntag. In der Mitteilung gab es keinen direkten Bezug zu den aktuellen Tweets des US-Präsidenten. Die afghanische Regierung war von den Verhandlungen der vergangenen Monate ausgeschlossen gewesen. Sie hatte sich deshalb zuletzt kritisch über den Abkommensentwurf geäußert und vor "Gefahren und Konsequenzen" gewarnt, sollte das Abkommen zustande kommen.

Taliban bestätigten zunächst nicht, dass überhaupt ein Treffen geplant war

Trump will die US-Truppen sobald es geht aus Afghanistan abziehen. Noch sind dort etwa 14 000 US-Soldaten stationiert. Die Verhandlungen mit den Taliban sollen offenbar dazu beitragen, die Macht des Terrornetzwerkes al-Qaida einzudämmen und so den Truppenabzug voranzubringen. Angeblich soll es Fortschritte in den Verhandlungen gegeben haben, die Trump aber bisher nicht abgesegnet hat. Kritiker werfen Trump vor, Afghanistan al-Qaida und anderen Terrorgruppen zu überlassen, wenn er die US-Präsenz dort zu schnell beendet.

Die Nachricht von abgesagten Gesprächen hat offenbar auch die Taliban überrascht. Er könne Trumps Darstellung vorerst nicht bestätigen, dass sich Taliban-Führer in Camp David mit dem US-Präsidenten hätten treffen sollen, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AP. "Das ist eine politische Frage", sagte er. "Wir warten auf unsere Führer und werden Sie auf dem Laufenden halten." Trumps Tweets sorgten auch deshalb für Aufsehen, weil sie bedeuten, dass er Vertreter der Islamisten kurz vor dem Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September in Camp David empfangen wollte. Die Taliban hatten den für die Anschläge verantwortlichen Al-Qaida-Führern Unterschlupf gewährt.

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