Afghanistan-Einsatz:Jung mahnt maßvolles Vorgehen an

Die Zahl ziviler Opfer beim Einsatz ausländischer Truppen in Afghanistan steigt. Die Kritik daran auch. Verteidigungsminister Jung hat nun in den USA gefordert, die dort eingesetzten Truppen sollten "angemessen, verhältnismäßig und klug" handeln, um zivile Opfer zu vermeiden.

Verteidigungsminister Jung hat in den USA für verstärkte Maßnahmen zur Vermeidung von Zivilopfern beim internationalen Einsatz in Afghanistan gefordert. Die ausländischen Truppen in Afghanistan müssten "angemessen, verhältnismäßig und klug" handeln, sagte Jung nach einem Treffen mit seinem US-Verteidigungsminister Robert Gates in Washington.

Ziel sei es, "zivile Opfer zu vermeiden", sagte er weiter. "Wir müssen dafür sorgen, dass das im Einzelfall auch militärisch umgesetzt wird."

Jung sprach sich für eine engere Abstimmung zwischen der NATO-geführten Internationalen Schutztruppe (ISAF) und der US-geleiteten Antiterror-Operation Enduring Freedom (OEF) aus. Die OEF sei aber weiter notwendig, um den Terrorismus wirksam zu bekämpfen.

Als Problem für die Truppen bezeichnete er die "hinterlistige Strategie" der radikalislamischen Taliban: "Die Taliban versuchen, zivile Opfer zu produzieren." Dadurch wollten sie in Afghanistan die Stimmung gegen die ausländischen Truppen schüren.

"Einsatz im deutschen Interesse"

Mit Blick auf die zunehmend kritischen Stimmen zu dem Afghanistan-Einsatz in Deutschland sagte Jung: Wir müssen noch mehr die Erfolge herausstellen." Der Minister kündigte eine Informationskampagne in Deutschland an. Es müsse stärker herausgestellt werden, dass ein andauernder Einsatz in Afghanistan auch im deutschen Sicherheitsinteresse liege, sagte Jung, der auch mit US-Sicherheitsberater Stephen Hadley zusammenkam.

Es dürfe nicht vergessen werden, dass Afghanistan der Ausgangspunkt des Terrorismus gewesen sei. Die Attentate der Taliban auf ausländische Soldaten wertete der Minister als Versuch, die Stimmung in den Heimatländern gegen den Einsatz zu richten: "Es wird versucht, mit solchen Anschlägen Stimmungslagen in Europa zu beeinflussen."

Die Bundeswehr ist mit 3500 Soldaten in der ISAF der drittgrößte Truppensteller und beteiligt sich auch mit bis zu 100 Soldaten an der OEF. Politiker der SPD und der Grünen haben im Zusammenhang mit der hohen Zahl der zivilen Opfer ein Ende des deutschen OEF-Engagements gefordert.

Weitere Themen der Washingtoner Gespräche waren Jung zufolge auch das Kosovo und die US-Raketenabwehrpläne in Polen und Tschechien. Zur Raketenabwehr sagte der Verteidigungsminister, er sehe einen ernsthaften Willen seitens der USA, Russland mit einzubeziehen. Er sei dankbar dafür, dass die US-Regierung in einen Dialog über ihre Pläne eingetreten sei.

"Sehr breite" Übereinstimmung mit den USA sieht Jung auch beim Thema Kosovo. Es müssten alle Anstrengungen unternommen werden, gemeinsam mit den UN zu einer Lösung für die abtrünnige südserbische Provinz zu kommen. Insgesamt sprach Jung von einer "hervorragenden Vertrauensgrundlage" im deutsch-amerikanischen Verhältnis.

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