Afghanistan:Die Rückkehr der Taliban

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Vor acht Jahren sind die Taliban gestürzt worden - inzwischen aber nach Einschätzung eines Forschungsinstituts wieder fast in ganz Afghanistan aktiv.

Die radikalislamistischen Taliban sind nach Einschätzung des internationalen Forschungsinstituts ICOS mittlerweile wieder in fast ganz Afghanistan aktiv. Seit vergangenem November seien sie in 80 Prozent des Landes "permanent" präsent, teilte der International Council on Security and Development (ICOS) mit. In weiteren 17 Prozent des Landes gebe es "substanzielle" Aktivitäten der Taliban.

Taliban-Kämpfer in der Provinz Helmand, einer Hochburg der radikalen Islamisten. (Foto: Foto: AP)

Auch in bislang eher friedlichen Gebieten im Westen und Norden des Landes habe sich der Einfluss der Taliban ausgeweitet, vor allem in der Provinz Kundus, in der die Bundeswehr stationiert ist.

"Permanente" Präsenz definiert ICOS als ein oder mehr Anschläge pro Woche, "substanzielle" Präsenz als durchschnittlich ein oder mehr Anschläge pro Monat. Die Taliban waren vor acht Jahren gestürzt worden.

Ebenso wie ICOS warnte auch der US-Gesandte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, vor einem Machtvakuum durch weitere Verzögerungen bei der Auszählung der Präsidenten- und Provinzwahlen vom 20. August. Davon würden die Taliban und al-Qaida profitieren, sagte Holbrooke dem britischen Fernsehsender BBC.

Zwar sei klar, dass es in einigen Regionen gravierende Unregelmäßigkeiten bei dem Urnengang gegeben habe, die Wahlen dürften aber nicht für ungültig erklärt werden. Die Wahlkommission will das vorläufige Ergebnis nun am Samstag bekanntgeben.

Nach jetzigem Stand liegt Amtsinhaber Hamid Karsai mit mehr als 54 Prozent der Stimmen deutlich in Führung und wäre damit im ersten Durchgang gewählt.

Das Bundesverteidigungsministerium kritisierte US-General und Isaf-Oberbefehlshaber Stanley McChrystal wegen seines Verhaltens gegenüber dem deutschen Oberst, der den Luftangriff in Afghanistan angefordert hat. Ohne McChrystal namentlich zu nennen, sagte Ministeriumssprecher Thomas Raabe, es sei ein "Unding", dass man in eine erste Besprechung mit dem Oberst nach dem Angriff mit Dutzenden Toten einen Journalisten einbinde. "Man kann nicht in einer solchen ersten Untersuchung einen Journalisten dabei haben (...) Es ist absolut unüblich und ich gehe davon aus, dass sich das auch nicht wiederholen wird."

Die Zustimmung in der Bevölkerung zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ist einer Umfrage zufolge nach dem tödlichen Raketenangriff auf mehrere Tanklastzüge nicht gesunken.

Im Vergleich zum Juli stieg die Zustimmung sogar um zwei Punkte auf 44 Prozent, wie das am Freitag veröffentlichte ZDF-Politbarometer ergab. Eine Mehrheit von 53 Prozent lehnen den Einsatz ab. Im Juli waren das noch 55 Prozent. Der ARD-Deutschlandtrend hatte zuvor ergeben, dass 57 Prozent der Bundesbürger für einen Abzug der deutschen Soldaten sind.

© sueddeutsche.de/AFP/AP/dpa/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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