Afghanistan:Bombe tötet 30 Zivilisten

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Anschlag auf Bus: Ein Sprengsatz am Straßenrand tötet mindestens 30 Menschen. Europa reagiert zögerlich auf den Ruf der USA nach mehr Truppen.

Bei einem Bombenanschlag in Südafghanistan sind nach Polizeiangaben mindestens 30 Zivilpersonen getötet worden. Unter den Opfern seien zehn Kinder und 17 Frauen, sagte der Polizeichef der Provinz Kandahar, Sardar Mohammad Sasai. Die Explosion eines am Straßenrand versteckten Sprengsatzes traf demnach einen vollbesetzten Bus, der von Herat nach Kandahar unterwegs war. 39 Menschen wurden verletzt.

Opfer des Busanschlags in der afghanischen Provinz Kandahar. (Foto: Foto: AFP)

Die Behörden machten umgehend die radikal-islamischen Taliban für den Anschlag verantwortlich. Diese äußerten sich zunächst nicht. Für gewöhnlich distanzieren sich die Taliban von Anschlägen, bei denen auch Zivilisten zu Schaden kommen. Die Aufständischen zielen mit ihren Anschlägen auf einheimische und ausländische Soldaten ab.

Unterdessen stößt der Ruf des US-Militärs nach mehr Truppen für Afghanistan bei den Europäern auf ein zögerliches Echo. Bei einem Treffen der europäischen Verteidigungsminister in Göteborg signalisierten mehrere EU-Staaten, sowohl die Berichte der Wahl- und Beschwerdekommissionen in Afghanistan als auch die nächsten Schritte von US-Präsident Barack Obama abwarten zu wollen. In Washington machte Obamas Sprecher Robert Gibbs deutlich, der US-Präsident wolle vermutlich erst in mehreren Wochen eine Entscheidung fällen.

Der Oberbefehlshaber der US- und Nato-Truppen in Afghanistan, Stanley McChrystal, hat kürzlich einen formellen Antrag bei seinen Vorgesetzten gestellt. Nach Medienberichten wird erwartet, dass McChrystal eine Aufstockung der 65.000 Mann starken US-Truppe in Afghanistan um weitere 40.000 Soldaten fordert. Hintergrund ist die schlechte Sicherheitslage und der Vormarsch der Taliban.

"Ich denke, das ist eine Diskussion, die jetzt erst einmal in Amerika geführt wird, und dann werden wir in der Nato darüber reden", sagte Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung.

Deutschland ist mit gut 4000 Soldaten am Hindukusch vertreten, die Obergrenze des Bundestagsmandats beläuft sich auf 4500. Der EU- Außenbeauftragte Javier Solana sagte, der Bericht der UN-gestützten Beschwerdeorganisation zur Wahl in Afghanistan werde bis spätestens 7. Oktober erwartet. "Dann wird die Situation analysiert werden müssen und entschieden werden, ob eine zweite Runde notwendig ist oder nicht."

Allein in diesem Jahr wurden nach Angaben der Vereinten Nationen in Afghanistan mehr als 1500 Zivilisten bei Anschlägen oder Gefechten getötet. Knapp 70 Prozent von ihnen wurden demnach Opfer von Anschlägen, gut 20 Prozent kamen bei Angriffen oder in Gefechten mit afghanischen oder ausländischen Truppen um.

© AP/Reuters/AFP/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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