Afghanistan:Attentäter töten vier Isaf-Mitarbeiter

Bei Angriffen auf die Isaf-Schutztruppe wurden in Afghanistan westliche Soldaten getötet, darunter ein Italiener. Außenminister Westerwelle ermahnt Präsident Karsai bei einem Blitzbesuch in Kabul zu demokratischen Fortschritten - und bekräftigt die Abzugspläne der Bundeswehr.

Bei zwei Angriffen auf Angehörige der internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf sind am Samstag drei Soldaten und ein westlicher Zivilist ums Leben gekommen. Wie die Nato-geführte Truppe mitteilte, handelte es sich in einem Fall um einen sogenannten Insider-Angriff. Dabei habe im Osten des Landes ein Mann in afghanischer Uniform drei Amerikaner, darunter zwei Soldaten, getötet. Ein Sprecher des Gouverneurs der ostafghanischen Provinz Paktika sagte, der Vorfall habe sich im dortigen Bezirk Khair Kot ereignet.

In der westlichen Provinz Farah kam ein italienischer Offizier bei einem Anschlag ums Leben. Drei weitere Italiener wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Rom verletzt. Nach Angaben von afghanischer Seite wurde auch der Angreifer bei dem Schusswechsel getötet.

Laut italienischem Verteidigungsministerium wurde das Fahrzeug der italienischen Soldaten in der Gegend der Stadt Farah angegriffen, als sie sich auf dem Rückweg von einem gemeinsamen Einsatz mit afghanischen Truppen zu ihrem Stützpunkt befanden. Staatspräsident Giorgio Napolitano und Regierungschef Enrico Letta zeigten sich bestürzt über den Todesfall bei den italienischen Truppen. Seit 2004 sind damit 53 Italiener in Afghanistan ums Leben gekommen, die meisten bei Angriffen und Anschlägen durch Aufständische.

Westerwelle auf Kurzbesuch in Kabul

Außenminister Guido Westerwelle verlangte bei einem unangekündigten Kurzbesuch in Afghanistan von Präsident Hamid Karsai mehr demokratische Fortschritte. In Kabul mahnte Westerwelle insbesondere einen härteren Kampf gegen die weit verbreitete Korruption sowie faire und freie Präsidentenwahlen im April 2014 an. Karsai selbst darf dann nicht mehr kandidieren. Der 55-Jährige ist praktisch seit dem Sturz des islamistischen Taliban-Regimes 2001 Staatsoberhaupt.

Westerwelle bekräftigte die Pläne, die Kampftruppen der Bundeswehr zusammen mit den anderen internationalen Einheiten bis Ende 2014 abzuziehen. Nach 2014 will die Bundesregierung nur noch 600 bis 800 Soldaten in Afghanistan stationiert lassen. Derzeit hat die Bundeswehr noch mehr als 4200 Soldaten im Land. Auf den Vorwurf, die Bundesregierung rede sich die Lage in Afghanistan schön, entgegnete Westerwelle: "Da macht sich niemand etwas vor. Das ist noch sehr schwierig." Es werde auch noch "weitere Rückschläge" geben.

Im Gespräch mit Karsai stellte der FDP-Politiker über 2014 hinaus weitere deutsche Unterstützung in Aussicht. "Wir werden Afghanistan nicht vergessen", bekräftigte Westerwelle. Der Wiederaufbau soll aus Deutschland mit bis zu 580 Millionen Euro pro Jahr unterstützt werden.

Anschließend reiste Westerwelle ins Nachbarland Pakistan weiter. Dort traf er am Samstagnachmittag als erster westlicher Außenminister den neuen Premierminister Nawaz Sharif. Auch dabei spielte die Entwicklung in Afghanistan eine wichtige Rolle. Das Grenzgebiet zwischen beiden Ländern ist wichtigster Rückzugsraum der Taliban.

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