Affären:Da war noch was

Die Bank beschäftigen noch andere Verfahren - sie hat seit 2008 mehrere Milliarden Euro für Strafzahlungen ausgeben müssen.

Von Meike Schreiber und Jan Willmroth

Als wäre das jetzt auch noch nötig gewesen. Eine Großrazzia wegen des Verdachts der Geldwäsche, um auch noch dem Letzten am Finanzplatz Frankfurt klarzumachen, dass jedwede Aufbruchsstimmung bei der Deutschen Bank womöglich verfrüht ist. "Eigentlich müsste der komplette Aufsichtsrat und mehrere Vorstände gleich mit zurücktreten", sagt ein hochrangiger Mitarbeiter des Instituts, als die Durchsuchung bekannt wird. Man frage sich, ob das Geldhaus überhaupt noch zu steuern sei.

Tatsächlich ist die Razzia der vorläufige Höhepunkt in einer ohnehin unruhigen Zeit. Die Bank hat nicht nur ein Problem, im normalen Alltagsgeschäft ihre Ziele zu erreichen, weswegen der Aktienkurs seit Wochen zwischen Tief und Allzeittief pendelt. Sie hat auch gravierende Probleme beim Thema Geldwäsche. Vergangene Woche trug ein Whistleblower bei einer Anhörung im EU-Parlament vor, das Institut sei tiefer in den Geldwäscheskandal rund um die Danske-Bank verwickelt als bekannt. Das dänische Geldhaus hat von 2007 bis 2015 wohl 200 Milliarden Euro aus dubiosen russischen Quellen in die USA überwiesen, den Großteil mit Hilfe der US-Niederlassung der Deutschen Bank. Die Frankfurter beendeten die Beziehung zur Danske zwar im Jahr 2015, als ihnen die Sache verdächtig vorkam. Womöglich aber hätte sie früher handeln müssen. Drohen der Deutschen Bank erneut hohe Strafen, trotz aller Beteuerungen? Ermittler in mehreren Ländern schauen sich die Sache an.

Das Problem ist aber offenbar so grundsätzlich, dass auch die Finanzaufsicht Bafin ihre Geduld verloren hat. Im September schickte die Behörde einen Sonderbeauftragten zur Deutschen Bank, ein sehr seltener Vorgang. Er soll überwachen, wie die Bank "Maßnahmen zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung umsetzt". Zwar gab es dafür offiziell keinen konkreten Anlass; die Systeme funktionierten schlichtweg nicht richtig, hieß es. Seither aber machen wieder Gerüchte die Runde, welche Vorstände daran schuld seien. Unter Druck steht allen voran Sylvie Matherat, die seit 2015 für die Einhaltung der Regeln zuständig ist. Aber auch Rechtsvorstand und Vize-Konzernchef Karl von Rohr wird sich Fragen stellen lassen müssen, genauso wie Christian Sewing, der die Bank seit April führt. Sewing war bis 2015 Leiter der Konzernrevision und verantwortlich für die internen Risikosysteme. Von Rohr gab sich noch diese Woche zufrieden. Der FAZ sagte er, man müsse "noch mehr dafür tun, verständlich zu machen, was wir in den vergangenen drei Jahren schon alles geleistet haben". Man habe die "Bilanz aufgeräumt, die Kontrollen gestärkt, viele Rechtsfälle abgearbeitet, die IT gestärkt". Die Bank sei auf gutem Weg.

Noch immer aber nimmt die Auflistung der Rechtsrisiken 14 eng bedruckte Seiten im Geschäftsbericht in Anspruch. Ob Zinsmanipulation, krumme Geschäfte mit Immobilienkrediten oder Steuerhinterziehung: Die Deutsche Bank hat vor, während und nach der Finanzkrise kaum einen Finanzskandal ausgelassen und seit Anfang 2008 etwa 15,8 Milliarden Euro für Strafzahlungen und Vergleiche ausgegeben. Die höchste Strafe zahlte das Geldhaus 2017 für krumme Geschäfte auf dem US-Häusermarkt: umgerechnet 6,33 Milliarden Euro.

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