Süddeutsche Zeitung

Bundestagswahl:AfD kürt Weidel und Chrupalla zum Spitzenduo

Die Spitzenkandidaten können auf Unterstützung des rechtsnationalen Lagers um den Thüringer Landeschef Björn Höcke zählen.

Von Markus Balser, Berlin

Die AfD zieht mit Co-Parteichef Tino Chrupalla und Fraktionschefin Alice Weidel als Spitzenkandidaten in den Bundestagswahlkampf. Bei einer Online-Befragung entschieden sich 71 Prozent der AfD-Mitglieder für die Vertreter der äußerst rechten Parteiströmung. Auf die parteiinternen Konkurrenten, die digitalpolitische Sprecherin der Partei, die hessische Bundestagsabgeordnete Joana Cotar und den niedersächsischen AfD-Politiker Joachim Wundrak, entfielen nur 27 Prozent. Das teilte die Partei am Dienstag in Berlin mit. An der Befragung vom 17. bis 24. Mai beteiligten sich den Angaben zufolge die Hälfte der rund 30 000 AfD-Mitglieder.

Die Wahl galt auch als Test für die Machtverhältnisse in der zerstrittenen Partei. Beide Teams stehen für rivalisierende Strömungen. Cotar und Wundrak gehören zum Lager um Parteichef Jörg Meuthen, der einen wirtschaftsliberalen und für AfD-Verhältnisse gemäßigteren Kurs verfolgt. Das Team aus Chrupalla und Weidel kann dagegen auf die Unterstützung des rechtsnationalen Lagers der AfD um den Thüringer Landeschef Björn Höcke zählen. Cotars und Wundraks Niederlage gilt als Rückschlag für Meuthen im Machtkampf. Der muss sich Ende des Jahres auf einem Parteitag der Wiederwahl stellen. Offen ist, ob er erneut antritt.

Offen ist, ob Parteichef Meuthen aus dem Amt gedrängt werden soll

Für die Bundestagswahl bedeutet die Wahl Weidels und Chrupallas, dass die größte Oppositionspartei des Bundestags erneut mit radikalen Forderungen auftreten dürfte. Das unterlegene Duo um Cotar warb für einen gemäßigteren Auftritt. Weidel kündigte am Dienstag bereits an, die Folgen der Pandemie ins Zentrum ihres Wahlkampfs zu rücken. Es gehe um Existenzängste, Hunderttausende Jobs stünden auf dem Spiel, sagte Weidel. Diese Ängste wolle die AfD aufgreifen. Grundrechte und Freiheiten seien zu lange eingeschränkt worden, sagte auch Chrupalla.

Das Spitzenduo ließ offen, ob es nach der Wahl auch nach einer gemeinsamen Parteispitze greifen und Co-Chef Meuthen verdrängen wolle. Für eine Antwort sei es noch zu früh, sagte Chrupalla. Den Richtungsstreit sieht er beendet und erklärt: "Das Ergebnis ist auch ein klares Votum für ein Ende der innerparteilichen Richtungsdebatte."

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