Süddeutsche Zeitung

AfD-Parteitag in Hannover:AfD wählt Gauland zum Co-Parteichef

  • Nach einer turbulenten Abstimmung stehen die beiden Parteichefs der AfD fest: Jörg Meuthen und Alexander Gauland.
  • Der rechte Flügel der Partei hat damit den Favoriten Pazderski verhindert, der später zum Parteivize gewählt wurde.
  • Einschließlich der Stellvertreter besteht das engere Führungsgremium der AfD nun aus fünf älteren Männern.

Auf dem AfD-Parteitag in Hannover ist der Chef der AfD-Bundestagsfraktion, Alexander Gauland, zu einem der beiden Vorsitzenden gewählt worden. Er erhielt 68 Prozent der Stimmen. 27 Prozent stimmten gegen ihn.

Zuvor hat die AfD auf ihrem Parteitag in Hannover ihren bisherigen Vorsitzenden Jörg Meuthen im Amt wiedergewählt. Meuthen kam im ersten Wahlgang auf 72 Prozent der Stimmen, 24 Prozent der Anwesenden stimmten gegen ihn. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.

Von Sayn-Wittgenstein erreicht überraschend viele Stimmen

Zwischenzeitlich standen die schleswig-holsteinische AfD-Landessprecherin Doris von Sayn-Wittgenstein und der Berliner Landeschef Georg Pazderski zur Wahl. Pazderski galt als Favorit für den Co-Parteichef. Doch er schaffte es in zwei Wahlgängen nicht, gewählt zu werden. Im ersten Wahlgang lag von Sayn-Wittgenstein völlig überraschend mit 49 zu 47 Prozent sogar vor ihm. Im zweiten Wahlgang kam Pazderski auf 49 Prozent, Sayn-Wittgenstein auf 48 Prozent. Damit hatte keiner der beiden Kandidaten die erforderliche Mehrheit erreicht.

Nach einer Unterbrechung zu internen Beratungen trat Gauland als einziger Bewerber an und wurde zu Meuthens Co-Parteichef gewählt. Pazderski wählte die AfD später gemeinsam mit Kay Gottschalk und Albrecht Glaser zum stellvertretenden Parteivorsitzenden. Das frühere SPD-Mitglied Gottschalk stammt aus Nordrhein-Westfalen und sitzt nun für die AfD im Bundestag. Der hessische Abgeordnete Albrecht Glaser war von der Partei als Bundestagsvizepräsident nominiert gewesen, die anderen Fraktionen hatten ihn jedoch wegen seiner islamfeindlichen Haltung in drei Wahlgängen durchfallen lassen.

Wasserwerfer gegen Gegendemonstranten

Die frühere Parteivorsitzende Frauke Petry war kurz nach der Bundestagswahl zurückgetreten und betreibt nun den Aufbau einer neugegründeten konservativen Bewegung namens Die blaue Partei. Seitdem hatte Jörg Meuthen die Partei alleine geleitet. Er sitzt nicht im Bundestag, sondern im Stuttgarter Landtag und im Europaparlament. Dass er sein doppeltes Mandat erst zum Jahresende aufgeben will, rief parteiinterne Kritik hervor. Meuthen war 2015 im zweiten Wahlgang gegen vier Mitbewerber mit 62 Prozent der Stimmen gewählt worden.

Gegen den Parteitag in Hannover protestierten Tausende bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Um Blockaden aufzulösen, hatte die Polizei einen Wasserwerfer eingesetzt. Da einige Delegierte wegen der Proteste Probleme hatten, zum Veranstaltungsort zu gelangen, hatte der Parteitag verspätet begonnen.

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