AfD-Kundgebung:Es bleibt dunkel

AfD-Kundgebung: Tausende AfD-Anhänger vor einem stockdunklen Domberg. Das Bistum schaltete aus Protest das Licht aus.

Tausende AfD-Anhänger vor einem stockdunklen Domberg. Das Bistum schaltete aus Protest das Licht aus.

(Foto: AP)

Etwa 4000 Asylgegner kommen zur AfD-Kundgebung in Erfurt. Das Bistum hat aus Protest die Beleuchtung des Doms ausgeschaltet.

Von Cornelius Pollmer, Erfurt

Der Mittwoch sollte ein großer Abend werden für die Thüringer AfD. 8000 Menschen waren zu ihrer letzten Demonstration gegen die Asylpolitik des Bundes nach Erfurt gekommen. Den Aufwind verstärken sollte das kleine Fernsehspiel des Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke am Sonntag bei Günther Jauch. Und dann? "Der Domplatz ist proppenvoll!", jubelte der Landtagsabgeordnete Stefan Brander am Abend von der Bühne. Der Domplatz war da allerdings nur zu etwa einem Drittel gefüllt. 4000 Menschen kamen zur AfD, wirkliche Fortschritte gab es nur vom Gegenprotest zu vermelden. Dieser wuchs auf etwa 2500 Menschen an, erstmals unter sichtbarer Beteiligung des Erfurter Bürgertums.

Die Kundgebung der AfD vollzog sich zudem vor einem dunklen Domberg. Das Bistum Erfurt hatte als Zeichen des Protestes die Beleuchtung nicht eingeschaltet. Bischof Ulrich Neymeyr hatte außerdem zu einem Boykott der Kundgebung aufgerufen. Zur Begründung erklärte er, die anti-islamischen Töne auf AfD-Demonstrationen seien mit seinem Verständnis von Toleranz unvereinbar. Redner der AfD-Veranstaltung kritisierten die Entscheidung, den Dom nicht zu beleuchten, ausführlich bis sehr ausführlich.

Ein "Asyl-Orkan" fege über Deutschland hinweg

Björn Höcke rezensierte zudem einen Artikel der Thüringer Allgemeinen ("Käseblatt") und verglich sich indirekt mit dem Reformator Martin Luther. Ein wenig redete er auch über die Flüchtlingspolitik des Bundes. Ein "Asyl-Orkan" fege über Deutschland hinweg und es werde Zeit, "dass aufrechte Patrioten wieder in höchste Staatsämter gelangen". Nur wenn Merkel scheitere, könnten Deutschland und Europa gerettet werden. Höcke sagte, seine Partei wolle "mit Herz und Hand gegen die von oben verordnete Multi-kulturelle Revolution" kämpfen.

Die Kundgebung am Mittwoch war die fünfte Veranstaltung dieser Art der Thüringer AfD. Ein noch größerer Abend soll der Mittwoch in zwei Wochen werden, für den die Bundesvorsitzende Frauke Petry als Rednerin bereits zugesagt hatte. Am Mittwoch sagte Petry ihren Auftritt wieder ab. Einen Grund gab der Partei-Sprecher nicht an. Thüringens AfD-Chef Höcke war zuletzt immer häufiger mit völkischen Formulierungen und Positionen aufgefallen. Nach seinem Auftritt bei Jauch soll es Morddrohungen gegen ihn gegeben haben. Deswegen stand er nach eigenen Aussagen mit einer schusssicheren Weste auf der Bühne.

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