Süddeutsche Zeitung

AfD:Heimat für Rechtsextreme

Die Partei konnte sich nicht dazu durchringen, die Anführer des radikalen "Flügel" auszuschließen. Diese werden nun ihren Einfluss ausbauen wollen. Und der gesamten AfD droht der Absturz.

Von Markus Balser

Es ging um sehr viel für die AfD an diesem Freitag. Von einer Entscheidung über die Zukunft der gesamten Partei war die Rede. Doch die AfD-Spitze verpasste die vielleicht letzte Chance kläglich, sich von den schlimmsten Extremisten in den eigenen Reihen zu distanzieren. Der Bundesvorstand verdonnerte den vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften "Flügel" lediglich zur Selbstauflösung. Dessen Protagonisten aber dürfen weiter in der Partei bleiben.

Die AfD bleibt damit ganz offen eine Heimat für Rechtsextreme. Selbst wenn der "Flügel" sich als Netzwerk auflöst, was nicht sicher ist - das Gedankengut seiner Mitglieder bleibt. Denn zu einem Ausschluss der "Flügel"-Führung um Björn Höcke und Andreas Kalbitz konnte sich die AfD nicht durchringen. Zu tief sitzt die Angst vor einer Spaltung der Partei.

Doch die lässt sich kaum noch aufhalten. Die Rechtsausleger der Partei deuteten schon am Wochenende an, ihren Einfluss nun ausbauen zu wollen - jetzt eben in der ganzen Partei. Für die AfD könnte das zum Fiasko werden. Die Partei ist zerstritten. Der Verfassungsschutz, der gerade den "Flügel" zum Beobachtungsobjekt erklärt hat, müsste nach dessen Auflösung nun seine Gangart fast schon zwangsläufig gegen die gesamte Partei verschärfen. Für die AfD bahnt sich damit ein echter Sturzflug an.

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Quelle:
SZ vom 23.03.2020
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