Der frühere Landesvorsitzende der Berliner AfD, Georg Pazderski, hat die Partei verlassen. Das teilte er am Dienstag auf Nachfrage mit. Die AfD habe sich "immer weiter" von seinen politischen Überzeugungen entfernt, sagte der 72-Jährige der Neuen Zürcher Zeitung. Zu viele "Werte und Positionen der Gründer" seien mittlerweile aufgeweicht oder sogar in ihr Gegenteil verkehrt worden.
Deutschland brauche weiter eine "Alternative zu den Altparteien", sagte Pazderski. Der AfD sei es "leider nicht gelungen, diese Rolle zu übernehmen". Ein Sprecher des AfD-Landesverbands bestätigte den Austritt Pazderskis auf Anfrage. Pazderski war von 2016 bis 2020 Landeschef der Berliner AfD und leitete bis 2021 auch deren Fraktion im Abgeordnetenhaus. Von 2017 bis 2019 war er zudem einer von drei stellvertretenden Bundessprechern der AfD.
In seiner Zeit als AfD-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus hatte Pazderski in einem Thesenpapier für eine Annäherung von CDU, FDP und AfD im Parlament geworben. Sein damaliges Ziel war es, die rot-rot-grüne Regierung in Berlin abzulösen. Auch die Bundespartei wollte er mit einem "Professionalisierungskurs" für Bündnisse mit anderen Parteien öffnen. Innerparteilich galt Pazderski als Gegner des Thüringer AfD-Politikers Björn Höcke, dem er unter anderem "Personenkult" vorwarf.
Die Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla zeigten sich wenig erschüttert von Pazderski Abgang. Dies sei "seine persönliche Entscheidung gewesen", sagte Weidel vor Journalisten im Bundestag. Chrupalla verwies darauf, dass die AfD alleine am Montag 67 Neueintritte verzeichnet habe, die Partei habe mittlerweile mehr als 40.000 Mitglieder. Wenn jemand mit der Programmatik der AfD und "vielleicht mit unserem Erfolg" ein Problem habe, dann sei dies seine Sache. Weidel und Chrupalla haben sich mit Höcke arrangiert und lehnen eine inhaltliche Annäherung an die etablierten Parteien ab.