AfD:Geht auch ohne Petry

Der Abgang der Parteichefin wird die AfD kaum schwächen.

Von Jens Schneider

Überraschend am Abgang der AfD-Chefin Frauke Petry ist nur der Zeitpunkt. Und es zeugt nicht von Respekt vor ihren Wählern, dass sie damit wartete, bis ihr Einzug in den Bundestag mit der AfD gesichert war. Sie gibt vor, die AfD wegen der zunehmenden Dominanz von abseitigen Positionen zu verlassen. Das ist drollig, wenn man ihre eigene Bilanz an abseitigen Auftritten bedenkt. Tatsächlich hat Petry einen Machtkampf verloren und sieht ihre letzte Chance in der Spaltung. Niemand sollte deshalb jetzt hoffen, dass sich das Phänomen AfD damit von selbst erledigt.

Sicher, man kann sich bestätigt fühlen: So sind sie nun mal, seit ihrem Start prägen Fehden die Partei der rechten Egomanen. Aber das bedeutet nicht mal, dass Petrys Abgang die AfD zwangsläufig schwächen wird. Das werden erst die nächsten Wochen zeigen. Bisher wird Petry nur begleitet von ihrem Ehemann und einigen Getreuen. Ein Teil ihrer Unterstützer lehnt einen Austritt ab, andere zögern.

Sie warten ab, wie sich die Fraktion ordnet. Sie haben vor Augen, wie der von Petry abgelöste Bernd Lucke im Nirwana endete. Auch er hielt sich für unersetzbar. Doch der Basis der AfD sind Führungsfiguren nicht so wichtig, sie schweißt vor allem das gemeinsame Feindbild zusammen, die Ressentiments gegen Fremde, der Hass auf die Kanzlerin. Das hält die Partei bisher zusammen; Petry und ihren Mann brauchen sie dafür nicht.

© SZ vom 27.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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