AFD:Entwürdigung des Gedenkens

Wer solidarisch mit den Geschichtsvergessenen ist, muss mit Kritk rechnen.

Von Johann Osel

Ein Gedenkakt für die Opfer der Nazi-Diktatur ist keine Haushaltsdebatte, nichts, worüber man wild streiten kann und soll, wo man recht behalten will oder ein Schauspiel aufführt. Nein, es ist das, wozu das bayerische Landtagspräsidium für Mittwoch einlud: der Versuch, "das Unsagbare in Worte zu fassen und uns bewusst zu machen". Der Großteil der AfD verließ das Plenum, nachdem die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, in ihrer Rede die Verfassungstreue der Partei bezweifelt hatte. Es ist eine bezeichnende Reaktion.

Ja, die Anklage war harsch - Knobloch warf der AfD in toto vor, die Nazi-Gräuel zu verharmlosen. Jedoch: Es gibt in der AfD offene Antisemiten, es gibt die Forderung nach einer "erinnerungspolitischen Wende", weil Hitler nur ein Vogelschiss der Historie sei. Es zirkuliert dort die krude These, Migration sei eine Verschwörung des jüdischen Großkapitals. Es gibt Schreihälse, die bei den Beamten "ausmisten" wollen; so etwas ist übler SA-Jargon.

Das ist nicht die ganze AfD. Aber wer derlei Abscheulichkeiten toleriert, wer mit der AfD peu a peu nach rechts außen rutscht, muss Vorwürfe ertragen. Die Fraktion zeigte mit dem inszenierten Protest, dass sie solidarisch ist mit den Geschichtsvergessenen und hier keine Grenze setzt. Die Würde des Gedenkens war ihr egal.

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