Süddeutsche Zeitung

AfD:Alternative der Alternative

Lesezeit: 2 min

Die gemäßigt Rechtskonservativen formieren sich und gründen eine Gruppierung. Parteichefin Petry kann darauf hoffen, Unterstützer für ihre Linie zu finden.

Von Jens Schneider, Berlin

In der AfD formieren sich im Richtungsstreit der Partei die gemäßigt Rechtskonservativen. In Sachsen-Anhalt gründete sich nun bereits im dritten Landesverband der AfD eine Gruppierung unter dem Namen "Alternative Mitte". Man wolle für das "gemäßigte Lager" in der Partei sprechen, heißt es in einer Erklärung der Gruppe. Die Parteivorsitzende Frauke Petry begrüßte die Gründung.

Petry hatte zuletzt im internen Richtungsstreit herbe Niederlagen erlitten und kann in der "Alternativen Mitte" nun Unterstützer ihrer Linie sehen. Petry sagte dazu, dass Mitglieder der AfD in "wachsender Zahl feststellen, dass die Ideologien einiger Partei-Protagonisten den Reformideen vieler AfD-Mitglieder für Deutschland faktisch zuwiderlaufen." Die "Alternative Mitte" hatte sich Mitte Juli in Bayern gegründet, Mitglieder der AfD in Nordrhein-Westfalen zogen vor wenigen Tagen nach. "Weitere Landesverbände werden folgen", kündigte der Mitgründer Dirk Driesang an. Driesang ist auch Mitglied des AfD-Bundesvorstands. Nach seinen Angaben soll ein bundesweites Netzwerk aufgebaut werden. Man wolle für eine "patriotische Politik für Deutschland" ohne jegliche extreme Gesinnung eintreten, und dies im "Stil bürgerlich" tun.

Die Gründung versteht sich als Gegengewicht zu Gruppierungen in der AfD wie dem "Flügel" oder der "Patriotischen Plattform". Sie stehen für den äußerst rechten Flügel der AfD. Der Landesvorsitzende in Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, ist neben dem AfD-Rechtsausleger Björn Höcke aus Thüringen einer der Sprecher der Gruppierung "Der Flügel". Aus der von Poggenburg geführten Landtagsfraktion in Magdeburg sind drei Abgeordnete ausgetreten, die einen zu starken Rechtsdrall beklagten. Poggenburg war unlängst vom Bundesvorstand wegen rechtslastiger Aussagen gerügt worden.

Intern wurden Befürchtungen laut, dass eine Abspaltung geplant werde

Die Gründung der "Alternativen Mitte" stieß in der AfD zum Teil auf heftige Kritik. So wurden Befürchtungen laut, dass man eine Abspaltung plane. Dagegen betonen die Unterzeichner der Erklärung, dass sie sich nicht abspalten wollen. "Wir müssen es mit dieser Partei schaffen, oder wir schaffen es nicht", sagte der aus Bayern stammende Driesang dazu. Die Parteivorsitzende Petry sei bei der Gründung nicht einbezogen gewesen. Inhaltlich stehe die Gruppierung hinter den Positionen Petrys, die auf dem letzten Parteitag in Köln mit dem Versuch gescheitert war, die AfD auf einen etwas moderateren Kurs zu lenken.

Petry hatte sich anschließend von den Vorbereitungen für den Bundestagswahlkampf der AfD-Spitze weitgehend zurückgezogen. Sie blieb den Sitzungen des Bundesvorstands fern und überließ die Planungen den Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland. Inzwischen sorgt die sächsische AfD-Spitzenkandidatin mit einem Plakat für Aufsehen, das sie mit ihrem Baby zeigt und im Wahlkampf eingesetzt werden soll. Die Entscheidung für das Plakat war in der Partei umstritten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3601420
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 25.07.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.