AfD-Abtrünnige:Eine neue Partei, "falls gewünscht"

Ausgetretene AfD-Mitglieder wollen sich zu einer neuen politischen Kraft zusammenschließen.

Von Jan Bielicki

Die Anhänger des abgewählten AfD-Mitgründers Bernd Lucke wollen womöglich schon am Wochenende eine neue Partei gründen. Der Vorstand des von Lucke gegründeten Vereins "Weckruf 2015" hat etwa 70 führende Mitglieder für Sonntag zu einem Treffen in Kassel eingeladen, um über die Gründung einer neuen Partei zu beschließen - und dieser, "falls gewünscht", auch sofort eine Satzung, ein Programm und einen Vorstand zu geben. "Viele von uns sind der Auffassung, dass wir jetzt zügig handeln müssen", heißt es in einem von den Europa-Abgeordneten Ulrike Trebesius und Bernd Kölmel sowie zwei weiteren "Weckruf"-Initiatoren unterzeichneten Brief an ihre Anhänger.

Lucke hatte auf einem Parteitag vor einer Woche den Machtkampf um die Führung der AfD gegen seine Rivalin Frauke Petry klar verloren und am vergangenen Freitag seinen Parteiaustritt erklärt. Mit ihm haben Hunderte Anhänger des wirtschaftsliberalen Parteiflügels die AfD verlassen, deren Geschäftsstelle verzeichnete seither etwa 2000 Austritte. Der "Weckruf"-Vorstand schreibt in seinem Brief von "inzwischen weit über 4000 Antragstellern", die sich zur Frage einer Parteigründung zu Wort gemeldet hätten.

"Aus unserer Sicht ist es unrealistisch, dass der fundamentalistische und der nationalkonservative Flügel der AfD ihre gewonnene Macht wieder abgeben werden. Die AfD ist daher für uns verloren", heißt es weiter: "Wenn wir uns also politisch in einer Partei betätigen wollen, die unseren Grundsätzen entspricht, müssen wir eine neue Partei gründen." Eine Tagesordnung für eine Gründungsversammlung liegt dem Schreiben bereits bei. Welche Rolle Lucke in einer neuen Partei spielen wird, ist allerdings noch nicht bekannt.

In Bremen hat sich die AfD-Fraktion in der Bürgerschaft zwei Wochen nach ihrem ersten Auftritt bereits gespalten. Drei der vier Abgeordneten erklärten am Montag ihren Rückzug aus der Partei. Ihre Abgeordneten-Mandate wollen sie aber behalten und künftig unter dem Namen "Bremer Bürgerliche Reformer" in der Bürgerschaft auftreten.

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