Äußerungen zu Terrorattacken:Paris und London nennen Trumps Kommentare "beschämend"

Lesezeit: 2 Min.

"Überall ist Blut auf den Fluren": US-Präsident Trump verteidigte in Dallas die amerikanische Waffenlobby. (Foto: REUTERS)
  • US-Präsident Trump hat das Vereinigte Königreich und Frankreich für ihre harten Waffengesetze kritisiert.
  • Wären die Gesetze liberaler, hätten sich große Terroranschläge in den Ländern verhindern lassen können.
  • Aus den beiden Ländern kommt nun Widerspruch und der Wunsch nach einer Entschuldigung.

Von Christian Zaschke, New York

Am 13. Juli wird US-Präsident Donald Trump in London erwartet. Er hat den Besuch lange hinausgezögert, weil er einen unfreundlichen Empfang befürchtet. Dass dieser aller Voraussicht nach tatsächlich nicht wohlwollend ausfallen wird, hat Trump am Freitag mit einer Rede vor Mitgliedern der amerikanischen Waffenlobby NRA in Dallas sichergestellt. Seine Kommentare über ein Londoner Krankenhaus, dessen Flure angeblich voller Blut seien, haben am Wochenende für Empörung in Großbritannien gesorgt. In der gleichen Rede gelang es Trump, auch die französische Öffentlichkeit gegen sich aufzubringen.

Der Präsident machte die strengen Waffengesetze in Großbritannien und in Frankreich für Messerattacken und Terroranschläge verantwortlich. Es gebe da dieses "einst angesehene" Krankenhaus in London, sagte Trump, in dem es zugehe wie in einem Kriegslazarett. "Sie haben keine Schusswaffen", sagte er, "sie haben Messer, und stattdessen ist überall Blut auf den Fluren dieses Krankenhauses." Trump imitierte einen Messerstecher und sagte: "Messer, Messer, Messer, Messer."

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Es stimmt, dass Messerattacken in London in diesem Jahr zugenommen haben. Martin Griffiths, Chirurg am Royal London Hospital, hatte seinen Arbeitsplatz vor einem Monat im Gespräch mit der BBC mit der Arbeit auf einer Militärbasis in Afghanistan verglichen. Am Wochenende merkte er an, dass Trump seine Äußerungen wohl missverstanden habe. Zudem ziehe der Präsident die falsche Schlussfolgerung, wenn er nahelege, die Messerattacken würden weniger, wenn Schusswaffen frei erhältlich wären. Karim Brohi, ebenfalls Chirurg am Royal London Hospital, sagte, die Vorstellung, dass Schusswaffen Teil der Lösung sein könnten, sei "lächerlich". Schusswunden seien mindestens doppelt so oft tödlich wie Verletzungen durch Messer.

Auf Twitter reagierten viele Briten mit einer Mischung aus Humor und Wut. Die Labour-Abgeordnete Sarah Jones nannte Trumps Äußerungen eine "Schande". Im vergangenen Jahr hatten mehr als eine Million Menschen eine Petition unterzeichnet, in der gefordert wird, dass Trump nicht ins Vereinigte Königreich eingeladen wird. Nach seinen jüngsten Äußerungen dürfte die Stimmung nicht freundlicher geworden sein.

In Frankreich haben sich führende Politiker scharf geäußert, weil Trump in der gleichen Rede gesagt hatte, der Terroranschlag vom 13. November 2015 wäre anders verlaufen, wenn das Land nicht so strenge Waffengesetze hätte. Bei Attacken auf Pariser Bars, Clubs, Restaurants und das Stade de France waren 130 Menschen von islamistischen Attentätern getötet worden. Die Täter hätten sich Zeit gelassen, weil niemand in Paris eine Waffe trage, sagte Trump. Er formte seine Hand zu einer Pistole und sagte: "Bumm! Komm her. Bumm! Komm her."

Paris fordert "Respekt für die Erinnerung an die Opfer" der Terroranschläge

Finanzminister Bruno Le Maire sagte am Sonntag, er hoffe, Trump werde noch einmal über seine Worte nachdenken und sein Bedauern ausdrücken. Außenminister Jean-Yves Le Drian äußerte seine "entschiedene Ablehnung". Dass die Bewohner von Paris die Anschläge hätten stoppen können, wenn mehr Waffen im Umlauf wären, sei falsch. "Der freie Umlauf von Waffen in der Gesellschaft stellt kein Bollwerk gegen Terroranschläge dar, im Gegenteil, er kann diese vereinfachen."

Die Sprecherin des Außenministeriums, Agnès von der Mühll, teilte mit, dass Paris die Äußerungen Trumps missbillige. Man fordere "Respekt für die Erinnerung an die Opfer". Ex-Staatschef François Hollande nannte Trumps Auftritt "beschämend", es habe sich um ein "obszönes Theater" gehandelt, das viel darüber sage, was der Präsident von Frankreich und dessen Werten halte. Hollande war zum Zeitpunkt der Anschläge ebenso im Amt wie der damalige Premierminister Manuel Valls. Dieser schrieb auf Twitter: "Unanständig und inkompetent. Was soll ich noch sagen?"

Die Waffenlobby NRA zählt zu Trumps treuesten Unterstützern. Sie hat geschätzt zwischen vier und fünf Millionen Mitglieder und setzt sich dafür ein, dass Schusswaffen in den USA frei erhältlich bleiben. Die Zusammenkunft in Dallas, während der Trump sprach, war das 147. Jahrestreffen der Organisation.

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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