Ärzte weiten Streiks aus:"Leider wird es am Komfort etwas mangeln"

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Elf Stunden wurde verhandelt, die Arbeitgeber boten bis zu 750 Euro mehr pro Monat - und doch scheiterten die Tarifgespräche zwischen Ärzten und Ländern. Der Marburger Bund kündigt für Montag "eine gewaltige Streikwelle" an.

Im Tarifpoker um höhere Ärztegehälter ist am frühen Freitagmorgen in Dresden ein Spitzengespräch gescheitert. Die Gewerkschaft Marburger Bund (MB) und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) trennten sich nach einem elfstündigen Sitzungsmarathon ohne Ergebnis.

TdL-Verhandlungsführer Hartmut Möllring sagte, der Marburger Bund habe ein Angebot abgelehnt, das deutlich über der bisherigen Bezahlung für Ärzte liege. Der MB-Vorsitzende Frank Montgomery kündigte eine Ausweitung der Streiks an.

35 Kliniken und Krankenhäuser betroffen

Betroffen seien ab Montag bundesweit 35 Universitätskliniken und psychiatrische Landeskrankenhäuser. Es werde dort nur noch Notfalloperationen geben. "Leider wird es am Komfort etwas mangeln", sagte Montgomery.

Möllring erklärte, die Länder hätten für einen Assistenzarzt im ersten Jahr ab 1. Juli 510 Euro pro Monat mehr angeboten und im dritten Jahr mehr 750 Euro. "Damit sind wir an die Grenze dessen gegangen, was überhaupt innerhalb von Kliniken verantwortbar ist", sagte der niedersächsische Finanzminister.

Leider habe der Marburger Bund erklärt, dass dies nicht ausreichend sei. Ansonsten sei man sich in vielen Punkten einig gewesen, sagte Möllring. Es könne aber nicht angehen, dass wir "in einem Schritt mehr als über 15 Prozent Gehaltssteigerung anbieten."

"Wir können das nicht annehmen"

Die Länder seien bereit gewesen, einen eigenen Tarifvertrag für Ärzte zu machen und eine eigene Tabelle für Ärzte zu entwerfen. Montgomery erklärte, dass "wir 1,1 Prozent Lohnzuwachs bekommen haben".

Das sei einfach zu wenig. Gerade für die jungen Ärzte, die ausgesprochen schlecht bezahlt würden, "müssen wir mehr tun, und deswegen konnten wir dieses Angebot in dieser Art und Weise nicht annehmen."

Der Marburger Bund verlange einen arztspezifischen Tarifvertrag, der endlich die Arbeitsbedingungen und die Arbeitszeiten vernünftig regele. Man sei bereit gewesen, den Arbeitgebern weit entgegenzukommen.

Doch stehe und falle alles mit einer vernünftigen Vergütung. In dem Angebot der Arbeitgeber seien das Weihnachtsgeld und Mehrarbeit enthalten. Wenn man das alles umrechne, komme man auf 1,1 Prozent.

Eine Woche Streik

Er sei aber sicher, dass man nach einer weiteren Phase des Streiks wieder in Verhandlungen eintreten werde. Solche Probleme könnten nur am Verhandlungstisch gelöst werden, sagte Montgomery. Eine Ausweitung der Streiks sei die einzige Möglichkeit, die Arbeitgeber dazu zu bringen, mit vernünftigen Zahlen zu vernünftigen Gehältern zu kommen.

Es werde erst einmal eine Woche lang gestreikt. Der Marburger Bund sei aber jederzeit zu Gesprächen und Verhandlungen bereit. Ein neuer Termin wurde nicht vereinbart. "Jetzt gehen wir erst einmal schlafen", sagte Montgomery.

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