Ärzte-Soap im Weißen Haus:Ex-Hausarzt: Trump diktierte Gesundheitszeugnis

Lesezeit: 2 Min.

Dr. Harold Bornstein, Donald Trumps ehemaliger Hausarzt. (Foto: Facebook)
  • Harold Bornstein, ehemaliger Hausarzt des US-Präsidenten, plaudert.
  • Das überschwängliche Gesundheitszeugnis im Wahlkampf habe Trump ihm diktiert.
  • Zudem soll das Trump-Team ihm wie in einer "Razzia" die Patientenakten des US-Präsidenten weggenommen haben.

Von Johannes Kuhn, Austin

Als Dr. Harold Bornstein im Dezember 2015 auf der Bildfläche erschien, sorgte sein exzentrisches Auftreten für Aufsehen. Und das, was er seinem Patienten Donald Trump attestierte.

Der damals 69-jährige Präsidentschaftskandidat habe in 40 Jahren keine gesundheitlichen Probleme gehabt, schrieb der Arzt in einem Brief, der als eine Art Gesundheitsgutachten dienen sollte. Trumps jüngste Laborwerte seien "erstaunlich großartig" gewesen, hieß es ohne die Angabe von Details. "Seine physische Stärke und Kraft sind außerordentlich." Bornsteins Fazit: Im Falle seiner Wahl werde Trump "das gesündeste Individuum sein, das jemals zum US-Präsidenten gewählt wurde", so die gewagte Prognose.

Fitness der Kandidaten war im Wahlkampf Thema

Schon einige Monate später gab der Arzt an, den Brief in fünf Minuten geschrieben zu haben. Nun erklärte Bornstein den Fernsehsendern NBC und CNN, dass er selbst gar nicht der Verfasser gewesen sei: Trump habe ihm den Inhalt diktiert, er selbst habe ein paar Hinweise gegeben und ansonsten einfach mitgemacht. "Der Brief ist schwarzer Humor, genau meine Art von Humor", so der 70-Jährige.

Im damaligen Präsidentschaftswahlkampf war es auch um die Fitness Trumps und seiner Rivalin Hillary Clinton gegangen. Dem US-Publikum bleibt nun das Urteil überlassen, was problematischer ist: Dass ein US-Präsidentschaftskandidat seinem Arzt den Brief über seinen Gesundheitszustand diktiert, dass der Arzt mitmacht oder dass der Arzt dies alles nun öffentlich ausplaudert.

Wie eine Razzia

Die Brief-Enthüllung ist allerdings nur ein Aspekt der Bornstein-Festspiele vom Dienstag: In einem NBC-Interview beschuldigte der Mediziner Trumps damaligen Leibwächter Keith Schiller, Anfang Februar 2017 gemeinsam mit einem anderen "großen Mann" in seinem Büro eine Art Razzia durchgeführt zu haben. Die beiden hätten "eine Menge Chaos" angerichtet und schließlich Trumps Patientenakten in Original und Kopie mitgenommen. Er habe sich "vergewaltigt, verängstigt und traurig" gefühlt, so Bornstein, auch hier kein Freund von Untertreibungen.

Anlass für die Akten-Mitnahme war ein Interview mit der New York Times, in dem Bornstein zwei Tage zuvor allzu freimütig über Trumps Verschreibungen - darunter Mittel gegen Haarausfall und Cholesterin - geplaudert hatte. Daraufhin hatte ihm ein Trump-Vertrauter erklärt, dass er keine Chancen auf einen Job als Trumps Arzt im Weißen Haus habe ("Vergiss es, du bist raus"). Danach seien die Männer gekommen, die Bornstein auch aufforderten, ein gemeinsames Foto mit Trump abzuhängen.

Trumps Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders sprach von einem "Standardvorgang", die Akten seien der Medizinabteilung des Weißen Hauses überstellt worden. Den Ablauf als normal zu interpretieren, ist allerdings - gelinde gesagt - problematisch, und das nicht nur wegen der Beteiligung eines Bodyguards: Die Originale der Patientenakten müssen laut Gesetz sechs Jahre im Besitz des Arztes bleiben, Patienten können nur die Herausgabe von Kopien beantragen. Zudem erhielt Bornstein nach eigenen Angaben keine Formulare zur Aktenübergabe, was ebenfalls gegen das Gesetz verstoßen würde.

Ärzte-Soaps in Trumps Umfeld

Für eine genaue rechtliche Bewertung, ob Vergehen vorliegen und auf welcher Seite sie zu finden sind, fehlen derzeit noch die Details. Über sein Motiv, sich jetzt öffentlich zu äußern, gab Trumps ehemaliger Leibarzt dagegen genüsslich Auskunft: Trumps persönlicher Amtsarzt Ronny Jackson musste vergangene Woche überraschend seine Kandidatur als Veteranenminister zurückziehen. Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter hatten ihm exzessiven Alkoholkonsum im Dienst sowie die Ausgabe verschreibungspflichtiger Medikamente, "als wären es Süßigkeiten", vorgeworfen. Dies sei "wie ein Fest für mich gewesen", so Bornstein.

Jackson, der Trumps Gesundheit ebenfalls überschwänglich gelobt hatte, wird auch nicht mehr auf seine Arztstelle im Weißen Haus zurückkehren. Sein Nachfolger wird Bornstein sicher nicht. Jonathan Chait, Autor des New York Magazine, bemerkte mit einer gewissen Verwirrung: Wer jetzt die "irre Geschichte mit dem Trump-Doktor" erwähne, müsse erst einmal präzisieren, welchen der beiden Ärzte er denn meine.

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