Ärzte:Doppelte Verordnung

Gutes Rezept: weniger Warten für Patienten, mehr Geld für Mediziner.

Von Henrike Roßbach

Geschichten wie diese kann jeder gesetzlich Krankenversicherte erzählen: ein Anruf beim HNO-Arzt mit dem Kleinkind auf dem Arm, das erkennbar eine Mittelohrentzündung hat - und am anderen Ende der Leitung bietet die Sprechstundenhilfe einen Termin in zwei Monaten an. Irgendwie wird sich im Notfall schon irgendein Arzt erbarmen, bei entsprechendem Langzeitaufenthalt im Wartezimmer. Trotzdem ist der Terminfrust bei der Facharztsuche ein Alltagsübel, das Kassenpatienten sehr gut, Privatpatienten dagegen eher gar nicht kennen.

Lange wurde diese Form der Zwei-Klassen-Medizin geleugnet - von Ärztevertretern, aber durchaus auch von der Union. Der Koalitionsvertrag verlangt nun jedoch von CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn, sich die SPD-Herzensmission "Schnellere Termine für Kassenpatienten" zu eigen zu machen. Dass er den niedergelassenen Ärzten künftig fünf Sprechstunden mehr in der Woche verordnet, dass offene Sprechstunden Pflicht werden für viele Fachärzte - das wird vielen Medizinern und ihren Interessensvertretern nicht passen. Richtig ist es trotzdem.

Richtig ist aber auch, dass die Ärzte künftig außerhalb ihres Budgets dafür bezahlt werden, wenn sie mehr Patienten behandeln. Politisch gewollte Zusatzleistungen kann man verordnen. Aber nicht zum Nulltarif.

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