Süddeutsche Zeitung

Ärger um peerblog.de:Steinbrücks neues Kommunikationsproblem

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück will die Unterstützer nicht kennen, die den Jubelblog "peerblog.de" finanzieren. Nur: Sein Sprecher bestätigt genau das Gegenteil.

Thorsten Denkler, Berlin

Der Kanzlerkandidat hat sich auf Europareise gemacht. An diesem Dienstag erst nach London. Dann nach Athen. Peer Steinbrück will sich als gewichtiger Europäer verkaufen. Die Botschaft des SPD-Mannes: Seht her, was die Kanzlerin kann, kann ich schon lange.

Dumm nur, dass er jetzt mal wieder ein Kommunikationsproblem an der Backe hat, für das er allerdings ausnahmsweise wohl nicht selbst verantwortlich ist. Es geht um die Frage, ob Steinbrück die Geldgeber hinter dem Projekt "peerblog.de" kennt. Das Blog ist seit Samstag online und wird von unbekannten privaten Geldgebern finanziert. Der Spiegel schreibt, diese würden eine sechsstellige Summe bereitstellen, damit die Düsseldorfer Agentur "steinkühler-com.de" das Blog betreibt. Alle festen Autoren für das Blog sind auch Mitarbeiter der Agentur des ehemaligen Focus-Redakteurs Karl-Heinz Steinkühler.

SZ.de hat deshalb Steinbrücks Sprecher, Michael Donnermeyer, am Montag per Mail einen Katalog von fünf Fragen zukommen lassen. Sie lauteten:

1. Sind Herrn Steinbrück die Geldgeber von peerblog.de namentlich bekannt?

2. Wenn ja, um wen handelt es sich?

3. In welcher Beziehung steht Herr Steinbrück zu ihnen?

4. Hat und wenn ja wann ein Gespräch zwischen den Machern von peerblog.de und Herrn Steinbrück stattgefunden?

5. Trifft es zu, dass Herr Steinbrück eingewilligt hat, dass das Blog mit seinem Namen auftreten darf?

Donnermeyer antwortete eindeutig auf die Fragen:

"Der Peer Blog ist natürlich mit Wissen des Kandidaten eingerichtet, er kennt auch eine Reihe der Unterstützer, ob er alle kennt, kann ich nicht abschließend sagen."

Steinbrück widerspricht seinem Sprecher jetzt. In London musste sich Steinbrück Fragen von Journalisten gefallen lassen, ob er die Unterstützer des Blogs nun wirklich kenne. Steinbrück hat nach Einschätzung der SZ-Kollegin Susanne Höll "betont knapp und verärgert" auf die Fragen reagiert: Er wisse von dem Projekt und sei auch voll und ganz damit einverstanden, sagte Steinbrück. Mit den von seinem Sprecher Donnermeyer genannten "Unterstützern" habe dieser die Autoren des Blogs gemeint, nicht die Financiers: "Ich kenne die Geldgeber nicht."

Auf die Nachfrage, ob es sich bei der Antwort Donnermeyers um ein Missverständnis handeln könne, sagte Steinbrück: "Nein". Es gebe kein Missverständnis, der Sprecher habe diejenigen gemeint, die den Blog bestückten.

Inzwischen hat auch Agentur-Chef Karl-Heinz Steinkühler auf den Ärger um den von ihm betreuten Blog reagiert. In seinem Blogbeitrag erwähnt allerdings auch er die Geldgeber nicht und verweist stattdessen auf "privatwirtschaftliche Vereinbarungen", zu denen er keine Auskunft geben werde. Ansonsten hält er die Kritik an dem Blog offenbar für überzogen. Das Blog sei lediglich Gesprächsthema, weil "er etwas Neues ist, weil er in der politischen Kommunikation in Deutschland eine festgefahrene Wahlkommunikation ergänzt".

Mit Steinbrück hat Steinkühler schon früher zusammengearbeitet. Die Blogger von abgeordnetenwatch.de haben noch mal in der 20-seitigen Liste nachgeschaut, die Steinbrück veröffentlich hat, um seine Vortragstätigkeiten zu belegen. Darin taucht auch die Agentur Steinkühler-com mit etwas veränderter Schreibweise auf. Sie hatte Steinbrück für einen Vortrag an die französische Bank Société Générale vermittelt. Steinbrück trat am 15. November 2010 in Frankfurt beim "MainGespräch" der Société Générale auf. Honorar: 15.000 Euro.

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