Süddeutsche Zeitung

Ärger über Umweltminister Gabriel:Klimaschutz und Kerosinschleuder

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Einmal Mallorca - Berlin und retour: Warum eine kurze Urlaubsunterbrechung von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel für Empörung sorgt.

Sigmar Gabriel spricht gerne vom Klimawandel und warnt auch schon mal eindringlich vor seinen Folgen. Nun steht ausgerechnet der Sozialdemokrat in der Kritik, es mit dem Klimaschutz nicht so genau zu nehmen.

"Gabriel allein im Regierungsjet nach Mallorca", titelt die Bild-Zeitung. Das Blatt berichtet, der SPD-Politiker habe am 8. August 2007 seinen Urlaub unterbrochen und sei am selben Tag nach Deutschland und zurück geflogen. Der Flug habe 50.000 Euro gekostet, dabei seien rund 44 Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen worden.

"Reden und Handeln beim Klimaschutz lagen bei Herrn Gabriel schon immer weit auseinander", grollte die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Bärbel Höhn in Bild.

Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Karl Heinz Däke, empfahl Minister Gabriel "dringend, die Richtlinien zu lesen. Dann wüsste er, wer die Rechnung für den Flug zu bezahlen hat, nämlich er selber."

Mitarbeiter des Ministeriums hätten geprüft, dass es keine Alternative zum Flug in der Regierungsmaschine gegeben habe. Die Grünen-Politiker Höhn sieht das anders: Gabriel hätte zumindest für den Rückflug zur Ferieninsel eine reguläre Linienmaschine nehmen können.

Das Bundesumweltministerium hat die Kritik an Gabriel zurückgewiesen. Der Minister sei vom Bundeskanzleramt um eine Urlaubsunterbrechung gebeten worden, um für die Kabinettssitzung am 8. August 2007 Beschlussfähigkeit zu gewährleisten, sagte ein Ministeriumssprecher.

Dass der Minister auch für den Rückflug die Bundeswehr-Maschine genommen habe, hänge damit zusammen, dass er seine Anwesenheit in Berlin für weitere Dienstgeschäfte bis zum Abend jenes Tages genutzt habe, sagte der Sprecher. Ein Rückflug mit einer Linien- oder Chartermaschine sei geprüft worden, die Möglichkeit habe aber zu der Abendstunde nicht mehr bestanden.

Der Haushaltsexperte und Parlamentarische Geschäftsführer der FDP- Bundestagsfraktion, Jürgen Koppelin, sieht Gabriel dagegen als "Wiederholungstäter". "Er ist ein halbes Jahr vorher auch schon erwischt worden, dass er mehrfach alleine mit dem Dienstflugzeug geflogen ist", sagte er im Fernsehsender N24. Der Minister sei seiner Rolle als Vorbild nicht gerecht geworden.

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dpa/Reuters/odg
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