Ägypten:Tumulte bei Prozessauftakt gegen Mubarak

Ägypten: "Anwesend!": Ägyptens Ex-Machthaber Mubarak vor einem Gericht in Kairo

"Anwesend!": Ägyptens Ex-Machthaber Mubarak vor einem Gericht in Kairo

(Foto: AFP)

Ägyptens Ex-Machthaber Hosni Mubarak muss sich erneut für seine Rolle im Arabischen Frühling verantworten, eine erste Verurteilung war wieder aufgehoben worden. Beim Prozessauftakt kommt es im Gerichtssaal zu Tumulten. Mubarak und seine Mitangeklagten plädieren auf "nicht schuldig".

Von Tumulten begleitet hat in Ägypten der Mammutprozess gegen Ex-Präsident Hosni Mubarak von vorne begonnen. Die massiv abgesicherte Verhandlung mit einem neuen Richter in der Polizeiakademie am Stadtrand von Kairo wurde im Staatsfernsehen übertragen. Der ursprünglich mit dem Prozess betraute Richter hatte sich vor einem Monat für befangen erklärt und den Prozess unterbrochen.

Zu Beginn der Sitzung gab es im Gerichtssaal Tumulte. Gegner Mubaraks sprachen sich lautstark gegen kuwaitische Verteidiger des Ex-Präsidenten aus. Richter Mahmud al-Raschidi wies das Publikum zurecht: "Dass ihr laut seid, bedeutet nicht, dass ihr Recht habt." Vor dem Gericht demonstrierten einige wenige Gegner und Unterstützer des ehemaligen Präsidenten.

"Anwesend" sagte der 85-jährige Mubarak, als der Richter die Namen der Prozessbeteiligten verlas. Der Ex-Präsident war auf einer Krankenhaustrage in den Gerichtssaal gebracht worden. Er war ganz in Weiß gekleidet und trug eine Sonnenbrille. Er und seine Mitangeklagten plädierten auf "nicht schuldig".

Nach Verlesung der Anklage und Diskussionen mit den Vertretern der Nebenklage wurde die Verhandlung vertagt. Der nächste Termin ist nach Angaben des ägyptischen Staatsfernsehens der 8. Juni.

Erstes Urteil war fehlerhaft

Der vor zwei Jahren gestürzte Machthaber muss sich wegen des Todes von mehr als 800 Demonstranten bei den damaligen Massenprotesten verantworten. Beim ersten Prozess im vergangenen Jahr war er wegen derselben Delikte bereits zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Urteil wurde jedoch wegen Verfahrensmängeln wieder aufgehoben.

Die Anwälte argumentierten, das Urteil sei fehlerhaft gewesen und Mubarak unfair behandelt worden. Viele Ägypter waren nach der Verurteilung Mubaraks enttäuscht, dass er nicht dafür verurteilt wurde, die Tötung von mehr als 800 Demonstranten angeordnet zu haben.

Vor Gericht stehen auch der frühere Innenminister Habib al-Adli und sechs ehemalige leitende Beamte des Ministeriums. Sie sollen während der Massenproteste für die Schießbefehle verantwortlich gewesen sein. Mubaraks Söhne Gamal und Alaa sind wegen Korruption angeklagt.

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