Ägypten:Tod in Kairo

Wie starb ein italienischer Student? Rom will Antworten.

Von Oliver Meiler

Seit Giulio Regeni, ein Doktorand aus dem Friaul, in einer Grube vor den Toren Kairos tot aufgefunden wurde, fliegen kaum verhohlene Vorwürfe übers Mittelmeer. Der Tod des Studenten bringt Italien und Ägypten, zwei alte Alliierte und Handelspartner, an den Rand einer diplomatischen Krise. Und das obwohl es noch keine Indizien gibt; oder eben gerade deshalb: Die Italiener haben den Verdacht, dass ihnen die Ägypter da etwas Unsägliches verheimlichen.

Regeni verschwand am 25. Januar, dem Jahrestag der Revolution, den das Regime mit viel Polizei begleitete - und mit harter Repression. Er wollte an jenem Abend zu Freunden, nahm die Metro, kam aber nie an. Geriet er womöglich versehentlich in eine Strafaktion des Geheimdienstes? Laut der Kairoer Staatsanwaltschaft trug der Leichnam Folterspuren, Schnittwunden an Schulter und Gesicht. Die Polizei aber behauptet, Regeni sei wohl bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Was stimmt?

Italien fordert eine schnelle Überstellung der Leiche und will eigene Ermittler nach Kairo schicken. Mehr Misstrauen geht nicht. In seiner Paranoia riskiert das zunehmend autoritäre Regime von Präsident Abdel Fattah al-Sisi also ausgerechnet ein Zerwürfnis mit jenem Verbündeten, der bisher immer treu zu ihm gehalten hat - auch dann noch, als andere schon offen an ihm zu zweifeln begannen. Nun zweifeln auch die Italiener.

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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