Ägypten kommt nicht zur Ruhe: Vor dem Verteidigungsministerium in Kairo gab es an diesem Freitag viele Verletzte, als Demonstranten und Soldaten aufeinander losgingen. Die Armee, die von der Polizei unterstützt wurde, setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Nach Angaben von Augenzeugen flogen von beiden Seiten Steine. Bis zum späten Nachmittag zählten Augenzeugen und Polizisten 16 Verletzte: zwölf Demonstranten und vier Soldaten.

Anders als bei früheren Demonstrationen übertrug das staatliche Fernsehen Live-Bilder von den Ausschreitungen, an denen sich Hunderte Demonstranten beteiligten. Der Protest richtete sich gegen den Obersten Militärrat, der nach dem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak im Februar 2011 die Macht übernommen hatte. Die Generäle hatten nach blutigen Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Schlägertrupps in dem Viertel am Donnerstag erklärt, sie würden keine Demonstrationen mehr vor dem Ministerium dulden.
Am Freitagabend dann verhängte das Militär eine Ausgangssperre über die Gegend um das Verteidigungsministerium.Die Sperrzeit gelte zwischen 23 Uhr abends und sieben Uhr morgens, kündigte das Militär am Abend im Fernsehen an. Die Ausgangssperre im Abbassija-Viertel im Osten der Hauptstadt werde von den Soldaten entschlossen durchgesetzt.
Friedliche Kundgebung auf dem Tahrir-Platz
Auf dem zentralen Tahrir-Platz hatte tagsüber eine Demonstration gegen das Militär und gegen die Übergangsregierung stattgefunden, die friedlich blieb. Tausende Aktivisten und Parteimitglieder aus verschiedenen politischen Lagern hatten zu der Kundgebung aufgerufen. Sie forderten eine rasche Machtübergabe der Militärs an eine zivile Regierung und die Entlassung von Ministerpräsident Kamal al-Gansuri. Auch die Muslimbrüder, die im ägyptischen Parlament die größte Fraktion bilden, beteiligten sich an dem Protest.
In dem Viertel vor dem Verteidigungsministerium war es diese Woche zu blutigen Straßenschlachten zwischen Demonstranten und Schlägertrupps gekommen. Die Polizei hatte erst sehr spät eingegriffen. Nach offiziellen Angaben starben neun Zivilisten.
Die Ägypter sollen am 23. Mai einen Nachfolger für Mubarak wählen, der in Kairo vor Gericht steht. Der Militärrat hatte nach seinem Abgang die Machtbefugnisse des Präsidenten übernommen. Die Generäle versprachen, sich nach der Präsidentenwahl aus der Politik zurückzuziehen.