Süddeutsche Zeitung

Ägypten:Mindestens 18 Tote am Revolutionstag

  • Der vierte Jahrestag der Revolution in Ägypten ist von blutigen Protesten begleitet worden.
  • Nach offiziellen Angaben wurden mindestens 18 Menschen bei Zwischenfällen in Kairo und an Orten im Norden Ägyptens getötet.
  • In Ägypten fällt der Jahrestag der Revolution von 2011 stets auf den landesweit gefeierten "Tag der Polizei", an dem Demos verboten sind.

Tote am Revolutionstag in Ägypten

In Ägypten sind die Kundgebungen zum vierten Jahrestag des Aufstands gegen den damaligen Präsidenten Husni Mubarak von Gewalt überschattet worden. Mindestens 18 Menschen kamen nach Angaben aus Sicherheitskreisen ums Leben, 54 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium am Sonntagabend in Kairo mit. Allein mindestens neun Demonstranten und ein Polizist starben bei Auseinandersetzungen im Kairoer Vorort Matarija - einer Hochburg der islamistischen Muslimbrüder.

In Ägypten fällt der Jahrestag der Revolution von 2011, die zum Sturz Mubaraks führte, stets auf den landesweit gefeierten "Tag der Polizei". Der 25. Januar ist daher ein Feiertag, an dem Versammlungen zu Ehren der vor vier Jahren getöteten Demonstranten aus Sicherheitsgründen verboten sind.

Polizei feuert auf Demonstranten

Dennoch warfen Demonstranten Brandsätze auf die Sicherheitskräfte. Die Polizisten feuerten zurück, berichtete ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur Reuters. Mehrere von ihnen wurden bei den Einsätzen verletzt, zwei bei einem Bombenanschlag.

Soldaten und Polizisten waren an strategischen Straßen in Kairo und anderen Städten postiert, um Kundgebungen und Versammlungen aufzulösen. In der Nähe des Tahrir-Platzes, der 2011 das Zentrum der Proteste war, kamen am Sonntag Anhänger der inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft zusammen und hielten Fotos des abgesetzten Präsidenten Mohammed Mursi in die Höhe, der den Islamisten nahesteht. Sicherheitskräfte riegelten den Platz und Teile der Innenstadt mit Panzern und Straßensperren ab.

Sicherheitskräfte setzen Tränengas ein

Der staatlichen Nachrichtenagentur Mena zufolge befanden sich 22 gepanzerte Armeefahrzeuge vor Ort. Die Zugangstraßen waren gesperrt. Auf dem Ramses-Platz setzten die Sicherheitskräfte Tränengas ein.

Mubaraks Sturz nach 30 Jahren an der Macht führte zu den ersten freien Wahlen in Ägypten. Der daraus als Sieger hervorgegangene Präsident Mursi wurde nach Massenprotesten von Armee-Chef Abdel Fattah al-Sissi entmachtet, der nun selbst Präsident ist.

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SZ.de/Reuters/dpa/fie/sry
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