Süddeutsche Zeitung

Ägypten:Militär entschuldigt sich für Gewalt gegen Frauen

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"Die Töchter Ägyptens sind eine rote Linie": Tausende Frauen protestieren in Kairo gegen gewaltsame Übergriffe auf Demonstrantinnen - und erhalten prompt eine Reaktion von den Mächtigen im Lande.

Tausende ägyptische Frauen haben in Kairo gegen die jüngste Gewalt von Soldaten gegen Demonstrantinnen protestiert. Für Empörung hatten vor allem Bilder einer jungen Frau gesorgt, die während der Unruhen auf dem Tahrir-Platz von den Sicherheitskräften fast nackt ausgezogen und dabei brutal geschlagen wurde.

Viele Demonstrantinnen hielten Bilder der misshandelten Frau hoch und forderten den Rücktritt des regierenden Militärrats. "Die Töchter Ägyptens sind eine rote Linie", riefen sie in Sprechchören. Auf dem Weg durch die Kairoer Innenstadt schlossen sich am Dienstagabend immer mehr Frauen der Kundgebung an, am Ende waren es etwa 10.000, wie die Zeitung al-Ahram auf ihrer Internetseite berichtete.

Der ägyptische Militärrat hat sich daraufhin offiziell für das gewaltsame Vorgehen entschuldigt. "Der Oberste Rat der Streitkräfte bietet den großen Frauen Ägyptens sein tiefes Bedauern wegen der Übergriffe, die sich während der jüngsten Protestaktionen vor dem Parlament und Regierungskabinett ereignet haben", zitierte der Sender Al-Arabija aus einer Erklärung des Militärrats. Dieser kündigte ein hartes juristisches Vorgehen gegen die Verantwortlichen an.

Aufnahmen der prügelnden Soldaten hatten nicht nur in Kairo, sondern auch im Ausland, für Empörung gesorgt. Unter anderem hatte US-Außenministerin Hillary Clinton von einer "Entehrung der Revolution" gesprochen.

Nach Darstellung von Aktivisten sind während der Zusammenstöße in den vergangenen Tagen wiederholt Frauen von Soldaten geschlagen worden. Bei den Unruhen und Straßenschlachten sind seit Freitag nach offizieller Darstellung zwölf Menschen ums Leben gekommen. Aktivisten sprechen jedoch von 13 bis 16 Toten.

Die Proteste richten sich gegen die Militärführung sowie Ministerpräsident Kamal al-Gansuri. Unter anderem fordern die Demonstranten al-Gansuris Ablösung sowie einen raschen Wechsel zu einer Zivilregierung.

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