Ägypten im Umbruch:Haftbefehl gegen Chef der Muslimbrüder angeordnet

Mohammed Badie rief die Anhänger Präsident Mursis nach dem Militärputsch auf, sich zu wehren. Jetzt wird dem Chef der Muslimbrüder vorgeworfen, für die Ausschreitungen mit vielen Toten vor dem Quartier der Republikanischen Garde verantwortlich zu sein - die Staatsanwaltschaft ordnete seine Festnahme an. Ministerpräsident al-Beblawi versucht weiter eine Übergangsregierung zu bilden.

Eine Woche ist seit dem Sturz von Präsident Mohammed Mursi vergangen, jetzt soll das Übergangskabinett Gestalt annehmen. Doch der neue ägyptische Ministerpräsident Hasem al-Beblawi stellt sich auf eine schwierige Regierungsbildung ein. Er kündigte jedoch bereits gestern an, die Muslimbrüderschaft, aus der der gestürzte Präsident stammt, beteiligen zu wollen.

Laut übereinstimmenden Berichten verschiedener Nachrichtenagenturen und der BBC wurde nun ein Haftbefehl gegen den Chef der Muslimbrüder, Mohammed Badie, angeordnet. Bereits Ende vergangener Woche hatte es geheißen, Badie sei verhaftet worden. Am Freitag dann tauchte er allerdings überraschend bei einer Demonstration der Mursi-Anhänger auf und forderte diese in einer kämpferischen Rede dazu auf, sich gegen den Militärputsch zu wehren.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm demnach vor, für die Ausschreitungen vor dem Hauptquartier der Republikanischen Garde verantwortlich zu sein.

Dort waren am Montag mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen, nachdem die ägyptische Armee das Feuer auf die Protestierenden eröffnet hatte. Die meisten der Toten waren Islamisten. Mehr als 400 Menschen wurden verletzt. Der Vorfall ereignet sich vor dem Gebäude der Republikanischen Garde, in dem Mursi vermutet wird.

Weitere Muslimbrüder auf der Liste der Staatsanwaltschaft

Den Berichten nach leitete die Staatsanwaltschaft auch die Festnahme weiterer führender Vertreter der Muslimbrüder ein, darunter Badies Stellvertreter Mahmud Essat. Ein Sprecher der Muslimbrüder kritisierte die Maßnahme als "Versuch des Polizeistaats", eine Mahnwache der Muslimbrüder vor der Rabaa-Adaweja-Moschee im Nordosten Kairos aufzubrechen. Einige der Anführer, die festgenommen werden sollen, würden sich dort aufhalten. Bislang sei keiner von ihnen festgenommen worden.

Die Muslimbrüder sehen sich durch Mursis Sturz und die Einsetzung eines Übergangsregierungschefs um ihren Sieg bei den ersten demokratischen Wahlen nach der Revolution gegen Ex-Machthaber Hosni Mubarak gebracht. Gegner Mursis und der Muslimbrüder befürchteten dagegen nach deren Wahlsieg eine schleichende Islamisierung Ägyptens und waren deshalb aus Protest in Massen auf die Straßen gegangen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: