Süddeutsche Zeitung

Ägypten:Aufstand, Teil 2

Arabiens Potentaten sollten sich vorsehen, der Protest beginnt.

Von Moritz Baumstieger

Brot, Freiheit, soziale Gerechtigkeit" - die Parolen, die jetzt von wütenden Demonstranten in Ägypten skandiert wurden, waren die gleichen wie 2011. Denn auch die Probleme im Land sind die gleichen geblieben, wenn sie sich nicht sogar verschlimmert haben: Statt einem Viertel wie 2011 gilt nun ein Drittel der Bevölkerung als arm. Und das Regime zeigt keine Auflösungserscheinungen wie das von Hosni Mubarak, vielmehr herrscht Präsident Abdel Fattah al-Sisi mit kaum gekannter Härte gegen die Zivilgesellschaft.

Wie andere autoritäre Herrscher in der Region hat Sisi versucht, die Erinnerungen an die Erhebungen von 2011 zu erdrücken. Wie andere Gewaltherrscher muss er nun feststellen, dass sich die Uhren nicht so einfach zurückdrehen lassen - vor allem nicht, wenn man dem Volk außer Härte nichts bieten kann.

In Algerien trotzten am Freitag Zehntausende dem vom Militär verhängten Demonstrationsverbot in der Hauptstadt. Im Osten Syriens stürmten Aktivisten aus Wut über das Verhalten iranischer Milizen Kontrollpunkte der Armee und zerfetzten Porträts der Assad-Familie. Ähnliches stellten Ägypter am Freitag mit Bildern von Sisi an. Der sogenannte Arabische Frühling ist schon oft beerdigt worden. Nun erweist sich, dass er höchstens scheintot war.

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Quelle:
SZ vom 23.09.2019
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