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Acht Gründe für Rimini, VI:Weil ohne Italien der Pate nur ein Nennonkel aus Neukölln wäre

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht: Christus kam nur bis Eboli, aber der Mafia ist es im Verlauf von 150 Jahren gelungen, mit regelmäßigen staatlichen Subventionen von einer bäurischen Wach- und Schutzgesellschaft zum vollglobalisierten Konzern aufzusteigen. Nirgendwo sonst hat das "sozialdemokratische Jahrhundert" (R. Dahrendorf) ähnlichen Glanz entfaltet.

In Italien wird, denkt man sich hier so, keine Olive geerntet, keine Autobahn gebaut und kein Zyanid entsorgt, ohne dass die ehrenwerte Gesellschaft dafür sorgt, dass der staatliche Sektor aufs Schönste mit privaten Lastern harmoniert. Wer sich beschwert, wird in einen Brückenpfeiler eingemauert.

Wer aber mit anpackt, dem macht der Pate ein Angebot, zu dem er nicht Nein sagen kann: Direktor bei der Banco di Santo Spirito, Minister- oder EU-Präsident, vielleicht sogar Papst - wer weiß. Von der Mafia lernen, hieße demnach Regieren lernen.

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