Absturz von Flug MH17 über der Ukraine:Wen die US-Geheimdienste beschuldigen

Malaysian air crash investigators take photos of the crash site of Malaysia Airlines Flight MH17

Malaysische Spezialisten untersuchen in einem Feld ein Trümmerteil der abgeschossenen Boeing 777 von Malaysia Airlines

(Foto: REUTERS)

Wer ist für den Absturz der Malaysia-Airlines-Maschine über der Ostukraine verantwortlich? US-Geheimdienstmitarbeitern zufolge verdichten sich die Hinweise auf die Separatisten. Doch auch Moskau habe zu dem Unglück beigetragen.

Von Hannah Beitzer

Der Abschuss von Flug MH17 war wohl ein Versehen. Dieser Meinung sind zumindestens US-Geheimdienstmitarbeiter. In einer Präsentation legten sie US-Medien Hinweise auf eine Schuld der Separatisten vor. Doch auch Moskau trage Verantwortung für den Abschuss. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Präsentation im Überblick.

US-Geheimdienste verdächtigen Separatisten

Die US-Geheimdienste gehen davon aus, dass Separatisten Flug MH17 abgeschossen haben. Noch bleibe jedoch offen, wer "den Abzug betätigte", sagte ein Geheimdienstmitarbeiter, der gemeinsam mit Kollegen US-Medien die Erkenntnisse präsentierte. Sie seien sicher, dass das Flugzeug mit einer Boden-Luft-Rakete vom Typ SA-11 vom Himmel geholt worden sei. Die Mitarbeiter beriefen sich unter anderem auf später gelöschte Facebook-Mitteilungen von Separatisten, die von einem abgeschossenen Flugzeug berichteten. Auch mitgeschnittene Tonaufnahmen, in denen Separatisten sich zu einem Flugzeugabschuss bekennen, lägen den US-Geheimdiensten vor. Sie verweisen außerdem auf Bilder, die ein Buk-Raketensystem in der Ostukraine nahe der russischen Grenze zeigen sollen. Das von russischer Seite skizzierte Szenario, Kiew hätte das Flugzeug angegriffen, bezeichnen die Geheimdienstmitarbeiter als unwahrscheinlich. Die Ukraine hätte kein Flugabwehrsystem in Reichweite des Punktes, an dem die Malaysia-Airlines-Maschine getroffen wurde.

Der Abschuss erfolgte laut US-Geheimdiensten wohl versehentlich

Es ist den Geheimdiensten zufolge sehr wahrscheinlich, dass das Flugzeug aus Versehen getroffen wurde und die Separatisten schlicht nicht wussten, dass es sich um eine zivile Maschine handelte. Wahrscheinlich habe eine "schlecht ausgebildete Besatzung" das eingesetzte Raketensystem nicht richtig beherrscht, werden die Geheimdienstmitarbeiter zitiert. Noch sei das Motiv für den Abschuss jedoch nicht abschließend geklärt.

Keine Beweise für direkte Beteiligung Russlands

Der ukrainische Geheimdienst beruft sich auf angeblich mitgeschnittene Telefongespräche, die zeigen sollen, dass Russland in direktem Kontakt mit denjenigen stand, die die Maschine abschossen. CNN zitiert den ukrainischen Geheimdienstchef Witali Naida mit den Worten, Kiew sei "absolut" sicher, dass die Maschine von einem russischen Spezialisten unter Beschuss genommen wurde: "einem von Russen ausgebildeten, gut ausgestatteten, hoch spezialisierten Offizier". US-Geheimdienste schließen hingegen zwar nicht aus, dass Russland direkt an dem Abschuss beteiligt war, sehen dafür jedoch keine eindeutigen Beweise. So sei die Nationalität oder Identität der Verantwortlichen bisher unklar, schreibt etwa die Washington Post.

Moskau dennoch in der Verantwortung

Die Geheimdienstmitarbeiter sehen dennoch eine indirekte Schuld Moskaus. Russland habe die Bedingungen für den Absturz geschaffen, werden sie zitiert. Die Washington Post veröffentlicht zum Beispiel Satellitenbilder, die eine Militärbasis nahe der russischen Stadt Rostow zeigen, in der demzufolge prorussische Separatisten ausgebildet werden. Die Geheimdienste hätten außerdem beobachtet, dass schwere Waffen aus Russland in den Osten der Ukraine verlegt worden seien, es habe auch "Anzeichen" für den Transfer von Flugabwehrsystemen gegeben. Auch die Bevölkerung berichtet immer wieder von russischen Soldaten oder Panzern in der Ostukraine. Bis zum Abschuss von Flug MH17 sei den Geheimdiensten jedoch nicht bekannt gewesen, dass es in der Ostukraine Buk-Raketensysteme gibt, zitiert die Washington Post einen Geheimdienstmitarbeiter. Auch gebe es bisher keine eindeutigen Beweise, dass ein solches System von Russland aus über die Grenze gebracht wurde. Die Untersuchungen dauerten jedoch noch an, zitiert CNN den stellvertretenden US-Sicherheitsberater Ben Rhodes.

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