Abstimmung:Wählen Sie Ihren Bundespräsidenten!

Wir haben unsere Leser gefragt: Wen hätten Sie gerne als Bundespräsidenten? Aus den 200 Vorschlägen hat sueddeutsche.de zehn ausgesucht. Jetzt haben Sie die Wahl!

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Abstimmung:Joschka Fischer

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Quelle: SZ

Ex-Sponti, Ex-Realo, Ex-Außenminister (61)

Das wäre doch mal was: ein Mann ohne formalen Bildungsabschluss an der Spitze des Staates. Ein Zeichen, dass man in unserem Land nicht immer nur Zeugnisse sammeln muss, um es nach ganz oben zu bringen. Gut, Joschka ist Ehrenmitglied im Verein für deutliche Aussprache (den Vorsitz reklamiert Edmund Stoiber für sich), das passt einerseits nicht so gut zur repräsentativen Rolle des Bundespräsidenten. Andererseits ist der oberste Deutsche ja auch dazu da, seinen Landsleuten ab und an die Leviten zu lesen. Bei seinen grünen Parteifreunden hat er das oft genug gemacht, weswegen er inzwischen in der SPD mehr Anhänger hat als in seiner eigenen Partei. Es waren auch Sozialdemokraten gewesen, die Anfang 2008 eine Kandidatur Fischers erwogen haben sollen. Dumm nur, das Joschka selbst das Amt öffentlich immer abgelehnt hat, weil es nicht zu ihm passe. Aber warum sollte nicht auch hier gelten: Was nicht passt, wird passend gemacht.

(bosw) Foto: AP

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Abstimmung:Günther Jauch

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Quelle: SZ

Journalist und TV-Moderator (52)

Der Schlaueste, der Netteste, der Bekannteste: Günther Jauch vereint für viele Bundesbürger eine Menge Superlative auf sich. Perfekt für das Amt, das ja selbst ein Superlativ ist - und irgendwie folgerichtig, Jauch zum Staatsoberhaupt zu machen. Das Amt des Bundespräsidenten ist zumeist Schlusspunkt einer glanzvollen Karriere, auf deren Gipfel Jauch derzeit steht. Das intellektuelle Rüstzeug bringt der versierte Journalist und Stern-TV-Moderator, der sich vor allem bei gesellschaftspolitischen Themen bestens auskennt, ohne Zweifel mit. Engagierte sich als Werbefigur für die Initiative "Pro Reli", die allerdings mit fliegenden Fahnen unterging. Mit der Erfahrung Hunderter Quizshows wäre Jauch auch ein Bundespräsident, der die richtigen Fragen an die Politik und an die Wirtschaft stellt - je vier Antwortmöglichkeiten inklusive.

(gba) Foto: dpa

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Abstimmung:Heiner Geißler

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Quelle: SZ

Ex-Familienminister, Ex-CDU-Generalsekretär (79)

War lange Zeit ein Macher. Machte die Partei-Drecksarbeit für Helmut Kohl, als der Kanzler war. Seit er sich mit Kohl überworfen hat, ein notorischer Nörgler seiner Partei geworden. Denkt aber inzwischen weit über die Grenzen der Partei hinaus: Ist als überzeugter Globalisierungsgegner zu Attac gegangen, hält den "Kapitalismus für so falsch wie den Kommunismus". Und wir erinnern uns: Auch der aktuelle Bundespräsident sieht im Finanzkapitalismus ein Monster. Als präsidiabel könnte Geißler auch durchgehen, weil er immer mal wieder den Schlichter in Tarifkonflikten gegeben hat. Und der Bundespräsident ist schließlich oberster Schlichter der Nation.

(bosw) Foto: ddp

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Abstimmung:Jürgen Klinsmann

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Quelle: SZ

Ex-Trainer von Bayern München (44)

Jürgen Klinsmann sucht seit kurzem einen Job, bei dem Führungsqualitäten gefragt sind. Erfahrungen mit Reden, an die sich das Land erinnert, hat er auch. Im Spiel gegen Polen während der Weltmeisterschaft 2006 brüllte er seine Mannschaft in der Kabine dermaßen an ("Die Polen hauen wir durch die Wand!"), dass durch Oliver Neuville ein Ruck ging und der Stürmer Deutschland zum Gruppensieg schoss. Das Bundespräsidentenamt brächte eine Reihe von Vorteilen für Klinsmann: Im Garten des Schlosses Bellevue könnte er nach Herzenslaune Buddha-Statuen aufstellen. Er könnte unmöglich durch einen Holländer ersetzt werden. Und die diplomatische Immunität, die er als Staatsoberhaupt genießt, könnte ihn vor Satiren der taz schützen.

(jab) Foto: AP

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Abstimmung:Jutta Limbach

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Quelle: SZ

Ex-Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Ex-Präsidentin des Goethe-Instituts (75)

Eine honorige Frau ist Jutta Limbach unbestritten, eine ausgleichende Art wird ihr bescheinigt. Schon bei früheren Wahlen war die SPD-Dame als Bundespräsidentin im Gespräch. Wollte in jungen Jahren hoch hinaus: Als Regierende Bürgermeisterin von Berlin, als Ministerin, gar als Bundeskanzlerin konnte sie sich selbst vorstellen. Wurde sie alles nicht, sondern Jura-Professorin. Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts wollte sie nicht werden. Wurde sie aber. Bundespräsidentin zählt auch zu den Ämtern, die sie nicht angestrebt hat. Das wäre doch ein gutes Omen. Auch zu ihrer Maxime, dass die Langeweile der Feind eines gesunden Alterns ist, würde der Spitzenjob gut passen.

(bosw) Foto: AP

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Abstimmung:Dieter Bohlen

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Quelle: SZ

Pop-Produzent und TV-Juror (55)

Omnipräsent (RTL bis FAZ-Feuilleton), alles andere als konfliktscheu und mit grenzenlosem Mut zur oberflächlichen Kritik gesegnet: Bis hierhin vereint Dieter Bohlen Eigenschaften auf sich, die jedem Bundespräsidenten gut zu Gesichte stehen würden. Dass er nicht singen kann, macht nichts. Von keinem vorangehenden Bundespräsidenten ist echtes Gesangstalent überliefert. Dass dem Wirtschaftswissenschaftler Köhler mit Bohlen ein BWLer ins Amt folgen würde, wäre auch zu verschmerzen. Immerhin bewies Medienprofi Bohlen mit Büchern, Zeichentrickfilmen und Musikalben auch seine Affinität zur Pop-Kultur. Eine Eigenschaft, die ihn vor allem für jüngere Bundesbürger zugänglicher erscheinen lässt.

(gba) Foto:dpa

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Abstimmung:Loriot

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Quelle: SZ

Schauspieler und Karikaturist (85)

Bernhard Victor Christoph Carl von Bülow, so muss ein Bundespräsident heißen. Von Bülow, genannt Loriot, erlebte nicht nur den Zweiten Weltkrieg, er prägte auch das Bild des deutschen Humors mit. Er ist Teil der Geschichte der Bundesrepublik, er ist beliebt, an ihm ist nichts Negatives. Die Archetypen der Bonner Republik, so schreibt es die FAZ, habe Loriot allein entworfen, Männlein wie Weiblein. Loriot würde dem höchsten Amt in Deutschland eine Nobilität zurückgeben, wie sie ein Weizsäcker ausstrahlte. In der ZDF-Sendung "Unsere Besten - Komiker und Co" von 2007 belegte Loriot wie selbstverständlich Platz eins. Loriot als Bundespräsident würde auch endlich aufräumen mit dem Gerücht, das sich seit Jahrzehnten hält und vor allem von den Briten genährt wird: Deutsche seien nicht lustig. Auf das Treffen zwischen Prinz Philip und Loriot in Schloss Bellevue würde man sich jedenfalls sehr freuen.

(gba) Foto: getty

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Abstimmung:Gerhard Polt

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Quelle: SZ

Kabarettist (67)

Keiner der hier erwähnten Kandidaten verfügt über die Beobachtungsgabe eines Gerhard Polt. Er weiß, wie der Kleinbürger tickt - und wählt einen Zugang, Missstände in der Gesellschaft offenzulegen, der nicht nur pointiert, sondern auch einleuchtend ist. Polt wäre ein pädagogischer Bundespräsident, ohne Pädagoge zu sein. Das Oberlehrerhafte fehlt ihm gänzlich. Seine Lektionen kämen an - durch die Hintertür und begleitet von lautem Gelächter. Nach seiner Neujahrsansprache wäre man wirklich schlauer. Wenn Volksnähe ein wichtiges Kriterium für einen Bundespräsidenten ist, dann kann die Wahl Polts nicht verkehrt sein. Befürchtungen, der Norden verstehe Polt nicht, könnte der Kabarettist energisch entgegentreten: Er hat Skandinavistik studiert.

(gba) Foto: ddp

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Abstimmung:Renate Schmidt

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Quelle: SZ

Ex-Familienministerin (65)

Wie Jutta Limbach war auch Renate Schmidt immer mal wieder als Bundespräsidenten-Kandidatin im Gespräch. Hat aber eine Allergie gegen feminine Himmelfahrtskommandos: "Aus meiner Sicht ist es nicht mehr hinnehmbar, dass immer dann Frauen ins Rennen geschickt werden, wenn sie praktisch keine Chance haben, zu gewinnen", polterte sie Anfang 2008, als eine zweite Kandidatur von Gesine Schwan Thema wurde. Aber vielleicht sähe es ganz anders aus, wenn das Volk direkt wählen dürfte, Frau Schmidt?

(bosw) Foto: dpa

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Abstimmung:Florian Silbereisen

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Quelle: SZ

Moderator und Volksmusikant (27)

Der Bundespräsident muss kein Liebling der Intellektuellen sein. Er ist für alle da. Und alle, das sind auch jene Millionen, die regelmäßig den Fernseher einschalten, wenn Florian Silbereisen durch den Abend führt und in der ARD "Feste der Volksmusik" feiert. Silbereisen verkörpert einen Optimismus, wie er dem Land und dem Volk nur guttun kann. Er wäre der erste Bundespräsident, der auch singen kann (Herbert-Roth-Nachwuchspreis für Instrumentalsolisten 1992). Er fühlt sich im Rampenlicht sichtlich pudelwohl. Und er hat - im Vergleich zu den anderen Staatschefs Europas, ach was, der ganzen Welt - einen unschätzbaren Vorteil: Er ist erst 27. Deutschland mit solch einem vitalen Strahlemann als Staatsoberhaupt, die Außenwirkung wäre beispiellos - und die dafür nötige Abschaffung der 40-Jahre-Altersgrenze allemal wert.

(gba) Foto: AP, Texte: Bernd Oswald, Gökalp Babayigit, Jannis Brühl

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