Abstimmung der Falkländer:Der Krone verbunden

Die große Mehrheit des Völkchens auf den schroffen Falklands fühlt sich dem Union Jack verpflichtet.

Die große Mehrheit des Völkchens auf den schroffen Falklands fühlt sich dem Union Jack verpflichtet.

(Foto: AFP)

Sie liegen 13.000 Kilometer von London entfernt und nur 350 Kilometer vor Argentinien: Doch die Falklandinseln wollen bei Großbritannien bleiben, das wissen alle. Abgestimmt wird trotzdem - auch wenn das Ergebnis schon vorher feststeht.

Von Peter Burghardt, Buenos Aires

Wenn es um diese Inseln im Südatlantik geht, dann steht Argentinien zusammen. Man zankt am Rio de la Plata über die Regierung von Cristina Fernández de Kirchner, aber weitgehend einig ist sich die Nation bei den Falkland Islands, die hierzulande Islas Malvinas genannt werden. "Malvinas Argentinas", heißt ein Schlachtruf der Republik, argentinische Malvinas. Der Wetterbericht nennt jeden Tag die Temperatur in Puerto Argentino, obwohl die Hauptstadt des Archipels offiziell Port Stanley heißt. Seit 1833 besetzt Großbritannien die Falklands alias Malvinas vor der Küste Feuerlands, 1982 gewann das Vereinigte Königreich dort einen ebenso absurden wie blutigen Krieg. Jetzt gibt es neuen Ärger.

Am Sonntag und Montag stimmten 1650 der 2500 Einwohner über die Frage ab, ob sie weiterhin von London aus regiert werden wollen. "Wünschen Sie, dass die Falkland-Inseln ihren aktuellen Status als Übersee-Territorium des Vereinigten Königreiches beibehalten?", heißt es auf den Wahlzetteln. Das Ergebnis stand schon vorher fest: ja. Fast alle Einheimischen möchten im Reich der Queen Elizabeth bleiben, und die Krone mag sie auf keinen Fall hergeben. Zwar liegt ihr Terrain 13.000 Kilometer von London entfernt und nur 350 Kilometer vor Argentinien. Aber die wenigstens Falkländer möchten unter der Ägide von Buenos Aires landen, obwohl die argentinischen Führungen hartnäckig die Rückgabe verlangen.

Wozu dann diese Veranstaltung, wenn die Fronten längst feststehen? "Das ist kein Referendum, damit die Inselbewohner wissen, was sie denken", erläutert der britische Gouverneur Nigel Haywood. "Das ist ziemlich klar. Aber es gibt Teile der Welt, die Ziel der argentinischen Propaganda geworden sind und einfach nicht wissen, wie die Situation hier ist." Denen beweise man nun "das Recht auf freie Entscheidung". In Propaganda stehen sich zwar beide Seiten wenig nach. Doch Haywood meint vermutlich jene Länder, die Argentinien unterstützen, darunter viele Staaten Lateinamerikas. Die große Mehrheit des Völkchens auf den schroffen Falklands alias Malvinas fühlt sich tatsächlich dem Union Jack verpflichtet.

Kelper nennen sich die Menschen an diesem oft kalten, windigen und verregneten Ende der Welt. Das Gros der Bevölkerung stammt aus dem Mutterland, gelockt von finanziellen Vorteilen. Dazu kommen Einwanderer von anderen Inseln sowie Chilenen und ein paar Argentinier. Fast alle sprechen Englisch, viele benehmen sich britischer als Briten. Es gibt Pubs und Fish & Chips. Die Hauptgemeinde lebt in Port Stanley alias Puerto Argentino im Osten, im Westen verlieren sich nur vereinzelte Siedler zwischen Schafen und Pinguinen. Im April 1982 eroberte die argentinische Armee während der Diktatur das damals kaum bewachte Gebiet kurz zurück, ehe Margret Thatcher die Marine schickte. Mehr als 1000 Krieger starben, unter ihnen an die 700 Argentinier. Viele Tote liegen in namenlosen Gräbern. Inzwischen sind 1700 Soldaten der Royal Navy in der Militärbasis auf dem strategisch nicht unbedeutenden Schlachtfeld stationiert.

In den Gewässern schwimmt jede Menge Fisch, unter dem Grund wird Erdöl vermutet. Kreuzfahrtschiffe machen auf dem Weg in die Antarktis Station. Argentiniens Wut nahm unter Staatschefin Fernández de Kirchner wieder zu. Sie protestierte beim UN-Ausschuss für Entkolonialisierung und forderte Großbritanniens Premier David Cameron auf, die Inseln zurückzugeben. Das Resultat der Abstimmung sei "irrelevant" und ein "verzögerndes und mediales Manöver", sagt Alicia Castro, die argentinische Botschafterin in London. "Warum mir die Malvinas wichtig sind?", antwortete ein Malvinas-Aktivist der BBC: "Das ist, als ob Sie mich fragen, ob mir ein Arm oder meine Beine wichtig sind. Argentinien ist ohne die Malvinas nicht komplett."

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