Abschuss eines russischen Kampfjets:Putin: Der Westen fällt uns in den Rücken

  • Russlands Präsident Putin hat die Türkei nach deren Abschuss eines russischen Kampfjets über türkisch-syrischem Grenzgebiet als "Helfershelfer des Terrorismus" bezeichnet.
  • Er fühlt sich vom Westen verraten. Schließlich habe man mit den USA erst vor kurzem eine Vereinbarung getroffen, mit der solche Zwischenfälle vermieden werden sollten.

Von Antonie Rietzschel, Moskau

Die Pressekonferenz beginnt mit einem Wunsch: Er hoffe, die internationale Gemeinschaft stünde in Zukunft stärker zusammen - militärisch aber auch diplomatisch, sagte der jordanische König Abdallah. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte ihn nach Sotschi eingeladen. Doch das Treffen rückte in den Hintergrund, nachdem die Türkei ein russisches Kampflugzeug abgeschossen hatte. Abdallahs Wunsch geht ins Leere. Denn ihm gegenüber sitzt ein Präsident, der in Syrien derzeit einen Krieg führt, der daheim in Russland medial als einzige Erfolgsmeldung ausgeschlachtet wird. Ein Krieg, in dem Verluste nicht vorkommen - und jetzt sind womöglich zwei Piloten tot.

Er hat einen Präsidenten vor sich, der zunächst jede Schuld von sich weist. Anders als von der Türkei behauptet, habe sich das Flugzeug nicht im türkischen Luftraum befunden, sondern einen Kilometer von der syrisch-türkischen Grenze entfernt, als es ein türkischer Kampfflieger abschoss.

Dass sich nach diesem Vorfall die türkisch-russischen Beziehungen ernsthaft verändern könnten, war wenige Stunden nach Bekanntwerden der ersten Details klar. Die Staatsduma hatte dem Präsidenten entsprechende Vorschläge gemacht. Der russische Außenminister Lawrow hat seine für Mittwoch geplante Reise nach Ankara abgesagt.

Wie groß der Schaden ist, wird beim Auftritt Putins klar. Er wirft der Türkei vor, Terroristen zu unterstützen. Der Abschuss sei ein "Stoß in den Rücken, verübt von Helfershelfern des Terrorismus", sagte der russische Präsident. "Unsere Flugzeuge haben niemals eine Bedrohung für die Türkei dargestellt. Das ist offensichtlich. Sie haben Angriffe gegen den IS geflogen."

"Wollen Sie die Nato in den Dienst des IS stellen?"

Statt Kontakt mit Moskau aufzunehmen, habe die Türkei sich zunächst mit den Nato-Partnern beraten, klagte Putin - "als ob wir eines ihrer Flugzeuge abgeschossen hätten und nicht andersherum". An die Türkei gerichtet fragte Putin: "Wollen Sie die Nato in den Dienst des IS stellen?"

Der russische Präsident fühlt sich verraten, von der Türkei - vom Westen. "Mehr und mehr fällt man uns in den Rücken und das auf Kosten unserer Luftwaffe, die gegen den Terrorismus kämpft." Wofür habe man schließlich ein Abkommen mit den USA unterzeichnet, durch das solche Zwischenfälle vermieden werden sollten. Tatsächlich hatte Amerika mit Russland eine bessere Kommunikation und Sicherheitsabstände vereinbart, nachdem sich Kampfflugzeuge beider Länder gefährlich nahe gekommen waren. Das Schriftstück sollte auch an die anderen Mitglieder des Militärbündnisses weitergegeben werden, zu dem auch die Türkei gehört.

Am Donnerstag wird der französische Präsident François Hollande in Moskau erwartet. Sein Plan ist es, ein internationales Militärbündnis im Kampf gegen den Islamischen Staat zu bilden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: