Süddeutsche Zeitung

Abschiebung:IS-Anhängerin in Frankfurt verhaftet

Die Türkei weist eine 29 Jahre alte Frau aus Rheinland-Pfalz, die angeblich Mitglied der Terrormiliz war, mit ihren drei Kindern aus. Bei ihrer Ankunft in Deutschland wird sie festgenommen.

Eine aus der Türkei abgeschobene mutmaßliche Anhängerin der Terrormiliz IS ist am Freitagabend nach ihrer Ankunft auf dem Frankfurter Flughafen festgenommen worden. Das sagte ein Sprecher der Bundespolizei auf Nachfrage. Die 29 Jahre alte Frau aus Rheinland-Pfalz traf mit einem fünfjährigen Jungen und zwei Mädchen im Alter von zwei Jahren an Bord einer deutschen Maschine aus Istanbul ein. Gegen sie lag den Angaben zufolge ein Haftbefehl wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor. Mitarbeiter des Jugendamtes nahmen die Kinder in Obhut.

Das türkische Innenministerium hatte zuvor über die Abschiebung von vier "Terroristenkämpfern" mit deutscher Staatsbürgerschaft getwittert. Nähere Auskünfte zu konkreten Vorwürfen gab das Ministerium nicht. Die türkischen Angaben sind generell mit Vorsicht zu betrachten: Es fließen unter anderem in die Zahlen zu angeblichen "Terroristenkämpfern" auch immer wieder die mitreisenden Kinder ein.

Die Türkei schiebt schon seit Wochen Menschen mit angeblichen Verbindungen zu Terrororganisationen in ihre Heimatländer ab. Das türkische Militär hatte am 9. Oktober im Norden Syriens nahe der Grenze zur Türkei eine Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG begonnen, die von der türkischen Regierung als Terrororganisation betrachtet wird. Dabei wurden offiziellen Angaben zufolge auch 287 Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen, darunter Frauen und Kinder.

Erst Mitte der Woche hatte die Türkei eine als "Terroristenkämpferin" bezeichnete Frau aus Norderstedt nach Deutschland abgeschoben. Sie landete am Mittwochabend auf dem Hamburger Flughafen. In dem Flieger aus Istanbul saßen nach dpa-Informationen auch ihre beiden Söhne im Alter von zwei und vier Jahren. Die Hamburger Oberstaatsanwaltschaft bestätigte der "Bild"-Zeitung, dass die Frau verhaftet worden sei. Wie die dpa erfuhr, wird ihr die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zur Last gelegt.

Zuvor waren im November und im Dezember zwei mutmaßliche IS-Unterstützerinnen mit insgesamt sieben Kindern nach ihrer Abschiebung aus der Türkei in Frankfurt gelandet. Eine von ihnen soll Teil eines sogenannten "Schwesternnetzwerks" radikalisierter Frauen gewesen sein, das weitere Frauen für den IS gewonnen und in die Aktivitäten der Miliz eingegliedert hat.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4762146
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.01.2020 / dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.