Absage an südkoreanische Regierung:Nordkorea verwehrt Familien Wiedersehen

Es wäre die erste Zusammenführung nord- und südkoreanischer Familien seit fast drei Jahren gewesen, überraschend haben die Machthaber Nordkoreas die geplanten Treffen nun abgesagt. Der Süden würde den Dialog vergiften, hieß es aus Pjöngjang.

Nach Monaten der gegenseitigen Annäherung zwischen Nord- und Südkorea gibt es einen Rückschlag. Der Norden sagte am Samstag die geplante erste Zusammenführung von Familien seit fast drei Jahren unvermittelt ab. Er warf dem Süden vor, den Dialog zwischen beiden Ländern zu vergiften. Das nordkoreanische Komitee zur friedlichen Wiedervereinigung Koreas machte in einer von der Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Erklärung deutlich, erst wenn sich die Gesprächsatmosphäre normalisiert habe, könnten Verhandlungen geführt werden.

Von der Regierung Südkoreas gab es zunächst keine Reaktion. Nach bisheriger Planung wollten beide Seiten ab Mittwoch in mehrtägigen Treffen Familien zusammenbringen, die seit dem Koreakrieg in den Jahren 1950 bis 1953 getrennt sind. Auf den offiziellen Listen für die Treffen standen jeweils etwa Hundert Süd- und Nordkoreaner, auf die Wiederaufnahme der Zusammenführungen hatten sich Nordkorea und Südkorea Ende August geeinigt.

Dieses Vorhaben wird nach Angaben des Komitees nun auf unbestimmte Zeit verschoben. Dasselbe gilt für die für den 2. Oktober angesetzten Gespräche über die erneute Genehmigung von Reisen in die nordkoreanische Touristenregion Kumgang.

Experten in Südkorea vermuten ein taktisches Manöver des Nordens, um mehr Zugeständnisse zu erreichen. Die international fast vollständig isolierte Führung in Pjöngjang wolle insbesondere in den von ihr angeregten Verhandlungen über die Kumgang-Reisen Vorteile herausschlagen, sagte Yang Moo Jin, Professor an der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul.

Zwischen beiden Seiten hatte die Spannung zuletzt eigentlich abgenommen. So wurde erst am Montag die gemeinsame Sonderwirtschaftszone Kaesong wieder in Betrieb genommen, nachdem sie im April wegen zunehmender politischer Auseinandersetzungen geschlossen worden war. Vorausgegangen waren mehrere Provokationen der Regierung in Pjöngjang. Diese verstieß unter anderem mit einem Raketentest gegen UN-Vorgaben, nahm einen dritten Nukleartest vor und drohte den USA und Südkorea mit einem Atomkrieg.

Etwas Ruhe kehrte erst Ende April, nach dem Ende gemeinsamer Militärmanöver der USA und Südkoreas, ein. Zudem hatte sich Nordkoreas wichtigster Unterstützer China zunehmend von der Führung in Pjöngjang distanziert.

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