Abiturienten bei der Studienplatzwahl:Sehr gut ist nicht gut genug

Ein Abitur von 1,4 ist hervorragend. Es reicht aber nicht für ein Medizin- oder Psychologiestudium. In Zeiten doppelter Abiturjahrgänge und nach der Aussetzung der Wehrpflicht besteht die freie Berufswahl nur in der Theorie. Das Verfassungsgericht hätte allen Grund, die Studienplatzvergabe zu überprüfen, doch die Richter verkennen die Brisanz des Problems.

Tanjev Schultz

Der Erfolg der Piratenpartei in Berlin erinnert stark an die Anfänge der Grünen: Als die Grüne Liste 1979 in Bremen erstmals in ein Landesparlament einzog, da reagierte das politische Establishment zunächst erschrocken und ratlos. Die Grünen galten als missratende Kinder der SPD, die irgendwann wieder zur Vernunft und damit zurück in den Schoß der Mutterpartei finden würden. Gut 30 Jahre danach zählen die Grünen selbst zum Kreis der Etablierten, die sich nun fragen, was es mit dieser seltsamen Piratenpartei auf sich hat: Deren Wähler sind zumeist jung und männlich, politisch stehen sie der SPD, aber vor allem den Grünen nahe, die sie für irgendwie spießig halten. Sie verbringen viel Zeit in der virtuellen Welt des Internets. Das schlägt sich auch im Parteiprogramm der Piraten nieder. Was für ihre grünen Vorfahren der Umweltschutz war, das ist für die Piratenpartei der freie Austausch und der Schutz von Daten im Internet. Mit diesem Anliegen fühlen sich die Wähler der Piraten von anderen Parteien nur unzureichend vertreten. Es scheint, dass in Wowereits "Berlin-Verstehen"-Wahlkampf das Lebensgefühl der Internet-Generation nicht verstanden wurde. Ob die Piratenpartei tatsächlich mehr als ein kurzlebiges Start-up des Internetzeitalters bleibt, wird davon abhängen, ob sie es wie einst die Grünen schafft, ihr thematisches und personelles Spektrum zu erweitern. Wie überfordert sie noch sind, lässt sich auch daran erkennen, dass offenbar alle ihrer Berliner Kandidaten gewählt wurden. Einige ihrer Äußerungen offenbaren, dass sie erschreckend wenig über das politische System wissen, in dem sie nun plötzlich Verantwortung übernehmen sollen. bas

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