Kultusministerkonferenz:So soll das Abitur gerechter werden

Kultusministerkonferenz: Die Abiturnoten kommen in den Bundesländern unterschiedlich zustande, bei der Zulassung zum Studium zählen aber alle gleich.

Die Abiturnoten kommen in den Bundesländern unterschiedlich zustande, bei der Zulassung zum Studium zählen aber alle gleich.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Die Kultusminister beschließen neue Regelungen, um das Abitur zwischen den Bundesländern anzugleichen. Doch diese gehen in die falsche Richtung, kritisieren Schulen und Gewerkschaften.

Von Lilith Volkert

Die Frage, ob ein Abitur aus Bremen so viel wert ist wie eines aus Bayern, ist fast so alt wie die Reifeprüfung selbst. Darüber wird spätestens dann diskutiert, wenn die Abschlussnoten bekanntgegeben werden. Wie kann es sein, fragten sich viele im vergangenen Jahr, dass in Thüringen 46 Prozent der Absolventen eine Eins vorm Komma hatten, in Schleswig-Holstein aber nur 25 Prozent?

Ende 2017 hat das Bundesverfassungsgericht die Kultusministerkonferenz (KMK) beauftragt, für mehr Vergleichbarkeit beim Abitur zu sorgen, damit die Studienzulassung über den Numerus clausus gerechter wird. Nun, gut fünf Jahre später, legen die Schulminister erste Reformbeschlüsse vor. Sie betreffen nicht die Abiturprüfungen selbst, sondern die zweijährige "Qualifikationsphase" davor. Auch um Inhalte geht es nicht, sondern um Anzahl und Gewichtung von Klausuren.

Drei Leistungskurse in allen Bundesländern

In den beiden Jahren vor dem Abitur werden Zensuren gesammelt, die zwei Drittel der Abschlussnote bilden. Bisher war nicht einheitlich festgelegt, wie diese zustande kommen, ob und wie viele Klausuren dafür geschrieben werden müssen. Das wird sich nun ändern. Ab 2027 - also zehn Jahre nach dem Karlsruher Urteil - sollen in Leistungskursen und einigen Grundkursen bundesweit pro Halbjahr ein bis zwei Klausuren geschrieben werden. Außerdem werden angehende Abiturienten dann überall nur noch maximal drei Leistungskurse belegen können, bisher sind bis zu vier möglich. Sie müssen in den vier Halbjahren der Qualifikationsphase 40 Kurse absolvieren, von denen 36 in die Abschlussbewertung einfließen.

"So viel Einheitlichkeit bei den Abiturprüfungen und Abiturzeugnissen gab es wirklich noch nie", sagt Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SDP). Der Deutsche Philologenverband, der Lehrkräfte an Gymnasien und Sekundarschulen vertritt, begrüßt die Angleichungen. Es sei noch nicht alles, aber viel von dem erreicht worden, wofür man seit Langem eintrete. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, spricht von einem "Trippelschrittchen". Von einer echten Vergleichbarkeit sei man, etwa wegen der Unterschiede bei den Abituraufgaben, noch weit entfernt.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert den Beschluss als "als falsche Weichenstellung", durch die es weder besser vergleichbare Noten noch mehr Gerechtigkeit geben werde. Die GEW und das "Bündnis für ein zukunftsfähiges Abitur" aus Schulleitungen, Elternräten und Schülervertretungen setzen sich für eine flexible Oberstufe ein, in der unter anderem in Lerngruppen gearbeitet werden kann und es entsprechend alternative Prüfungsformate gibt. Am kommenden Montag will das Bündnis die sogenannte "Potsdamer Erklärung für ein zukunftsfähiges Abitur" mit entsprechenden Forderungen unterzeichnen.

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