Besondere Abgeordnete:Alles außer gewöhnlich

Mit 14 schon Juso-Vorsitzender, mit 74 noch twittern - viele Abgeordnete des neuen Bundestages können ungewöhnliche Interessen und Erfolge vorweisen. Damit haben sie einige Rekorde aufgestellt. Ein Überblick.

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Quelle: Jusos Duisburg

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Mit 14 schon Juso-Vorsitzender, mit 74 noch twittern - viele Abgeordnete des neuen Bundestages können ungewöhnliche Interessen und Erfolge vorweisen. Damit haben sie einige Rekorde aufgestellt. Ein Überblick.

Der jüngste Abgeordnete

Mit 26 Jahren in den Bundestag - Mahmut Özdemir ist der jüngste Abgeordnete im Parlament. Der Jura-Student ist in seiner Heimatstadt Duisburg angetreten, sein Wahlkreis ist klassisches SPD-Gebiet. Mit 43,2 Prozent der Stimmen haben die Duisburger Özdemir gleich als Direktkandidaten nach Berlin gewählt. Der Titel als jüngster Parlamentarier ist nicht sein erster Rekord. Özdemir trat mit 14 Jahren in die SPD ein und wurde kurze Zeit später Vorsitzender der Jusos in seinem Stadtteil Homberg - der jüngste Juso-Bezirksvorsitzende in ganz Deutschland. Danach hat er sich stetig in der Partei hochgearbeitet, wurde Vorsitzender der SPD in Homburg und saß in der Bezirksvertretung des Stadtteils. Özdemir betont gerne, dass er aus einer Arbeiterfamilie kommt - in Berlin will er sich für die Kommunen und faire Arbeitsbedingungen einsetzen, am liebsten im Ausschuss für Arbeit und Soziales.

Allerdings muss sich Özdemir den Titel des jüngsten Parlamentariers teilen...

Bundestagswahl CSU Parteien

Quelle: picture alliance / dpa

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Die jüngste Abgeordnete

Auch Emmi Zeulner ist erst 26 Jahre alt. Die Lichtenfelserin tritt das Erbe von Karl-Theodor zu Guttenberg an. Im Wahlkreis Kulmbach-Lichtenfels-Bamberg, in dem der Ex-Verteidigungsminister bei der vergangenen Wahl den Erststimmen-Rekord holte, stimmten immerhin 56,9 Prozent der Wähler für sie. Damit zieht sie als Direktkandidatin für die CSU nach Berlin. Einsetzen will sich die gelernte Krankenpflegerin dort vor allem für ihren heimischen Wahlkreis - und für Gesundheitsthemen. In Kombination ist das zum Beispiel der Kampf gegen den Ärztemangel in ländlichen Gegenden.

Nach der Wahl 2009 war der jüngste Abgeordnete Florian Bernschneider sogar erst 22 Jahre alt. In dieser Legislaturperiode ist der FDPler nicht mehr dabei - seine Partei hat den Einzug in den Bundestag verpasst.

Heinz Riesenhuber

Quelle: dpa

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Der älteste Abgeordnete

Vor vier Jahren eröffnete Heinz Riesenhuber die Legislaturperiode im Bundestag - die Aufgabe fällt traditionell dem Alterspräsidenten, dem ältesten Abgeordneten, zu. Auch in diesem Jahr wird er die erste Sitzung des Parlaments einläuten. Mit 77 Jahren ist der gebürtige Frankfurter erneut der älteste Parlamentarier. Mehr als die Hälfte der Wähler in seinem Wahlkreis Main-Tanus stimmten für den CDUler. Bekannt ist er als "Mann mit der Fliege", wegen seiner Vorliebe für den altmodischen Halsschmuck. Studiert hat er Chemie, unter Bundeskanzler Helmut Kohl war er elf Jahre lang Minister für Forschung und Technologie. Seit 1976 sitzt er ununterbrochen im Bundestag. Der dienstälteste Parlamentarier ist er dennoch nicht, ...

CDU-Landesparteitag Baden-Württemberg

Quelle: dpa

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Der Dienstälteste

... denn Wolfgang Schäuble, Finanzminister im Kabinett Merkel, ist eine Legislaturperiode länger im Dienst. Seit 1972 sitzt er ununterbrochen für die CDU im Bundestag, jetzt beginnt seine zwölfte Sitzungsperiode. Der geborene Freiburger tritt stets im Wahlkreis Offenburg an, 56 Prozent der Wähler stimmten für ihn als Direktkandidaten. Das erste Mal Abgeordneter war Schäuble unter Willy Brandt, es folgten drei Mal das Kabinett Schmidt, fünf Mal Kohl, zwei Mal Schröder. Unter Merkel war er erst Innenminister, nach der Wahl 2009 Finanzminister. In der Euro-Krise hat er stets einen Sparkurs befürwortet und diesen vehement gegen die anderen europäischen Finanzminister verteidigt.

Proteste gegen Flüchtlingsheim Berlin-Hellersdorf

Quelle: dpa

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Die lückenloseste Linke

Keine Linke und kein Linker sitzt länger ununterbrochen im Bundestag als sie: Petra Pau errang 1998 ihr erstes Direktmandat in Berlin. Seither ist die 50-Jährige vier weitere Male direkt gewählt worden, diesmal in Marzahn-Hellersdorf mit knapp 39 Prozent. Damit kann sie auf eine lückenlose Abgeordnetenzeit von 15 Jahren zurückblicken. Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Gregor Gysi, hat zwar insgesamt 20 Jahre im Bundestag verbracht und müsste damit linker Spitzenreiter sein - aber seine Bundestagsbiographie hat Lücken: Von 2002 bis 2005 saß er nicht im Parlament. Petra Paus politische Karriere begann 1983 als SED-Mitglied in der DDR. Nach der Wende trat sie in die PDS ein und war bis zu ihrem Einzug in den Bundestag Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Als die PDS 2002 an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, gehörte Pau zusammen mit Gesine Lötzsch weiterhin dem Bundestag an - als fraktionslose Linke mit Direktmandat.

SPD Wahlkampf - Karamba Diaby

Quelle: dpa

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Der erste aus Afrika stammende Abgeordnete

Eine Premiere in der Geschichte des Bundestags: Mit Karamba Diaby zieht zum ersten Mal ein aus Afrika stammender Abgeordneter ins deutsche Parlament ein. Der 52-Jährige ist im westafrikanischen Senegal geboren und lebt seit Mitte der 1980er-Jahre in Deutschland. Genauer: in Halle an der Saale. Dort wurde Diaby auch promoviert. Der Familienvater ist Chemiker, Geoökologe und seit 2008 SPD-Mitglied. Bisher war er Stadtrat in Halle und Referent der Integrationsbeauftragten im Sozialministerium von Sachsen-Anhalt. Sein Credo: "Vielfalt schafft Werte".

Mit Diaby zieht noch ein weiterer Deutscher mit afrikanischen Wurzeln in den Bundestag ein: Der in München geborene Schauspieler und Autor Charles M. Huber ist für die hessische CDU angetreten und hat über die Landesliste einen Sitz im Parlament bekommen. Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Senegalese.

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Quelle: Imago Stock&People

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Der Direktkandidat mit dem höchsten Ergebnis

Bei der Wahl 2009 war es der damalige Polit-Aufsteiger Karl-Theodor zu Guttenberg, der die meisten Erststimmen für sich gewinnen konnte. Im Kabinett wurde er Verteidigungsminister, kurze Zeit später verlor er erst den Doktortitel und dann sein Amt.

Dieses Jahr ging der Erststimmen-Rekord nicht nach Bayern, sondern nach Niedersachsen. Mit 66,3 Prozent wählten die Stimmberechtigten im Wahlkreis Cloppenburg-Vechta den CDU-Politiker Franz-Josef Holzenkamp direkt nach Berlin. Der 53-Jährige zieht damit zum dritten Mal als Abgeordneter ins Parlament ein. Schon bei der vergangenen Wahl wollten ihn 62,3 Prozent der Wähler als Direktkandidaten - nur Guttenberg hatte knapp sechs Prozent mehr. Als der aus dem Parlament ausschied, war Holzenkamp schon damals faktisch der Direktkandidat mit dem höchsten Ergebnis.

Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen

Quelle: dpa/dpaweb

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Der einzige grüne Direktkandidat

Die Grünen haben nur ein einziges Direktmandat erlangen können - doch das hat bereits Tradition. Zum vierten Mal in Folge ist Hans-Christian Ströbele in seinem Berliner Wahlkreis um die hippen Viertel Friedrichshain, Kreuzberg und Prenzlauer Berg mit 39,9 der Erststimmen gewählt worden. Die Kreuzberger sind im Schnitt 37 Jahre alt. Ströbele ist Jahrgang 1939, trotzdem hat er einen Twitteraccount, auf dem er in 140 Zeichen regelmäßig seine Meinung verkündet. Nach der Wahl schrieb der Parteilinke dort, man solle auch mit den Linken verhandeln - schließlich habe das "linke Lager" die Mehrheit im Parlament.

Wehrbeauftragter Königshaus

Quelle: dpa

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Der letzte Liberale

Seine Partei hat die Fünf-Prozent-Hürde verpasst, kein Liberaler sitzt also die kommenden vier Jahre als Abgeordneter im Bundestag. Doch ein einziger FDPler hält die Stellung: Hellmut Königshaus. Seit 2010 sitzt der 63-Jährige als Wehrbeauftrager im Bundestag. Dabei ist er weder Mitglied des Parlaments noch Beamter. Er informiert den Bundestag über den inneren Zustand der Bundeswehr, mindestens einmal im Jahr schreibt er einen Bericht über das Ergebnis seiner Arbeit. Vor allem aber versteht sich Königshaus als "Anwalt der Soldaten". Er geht nämlich möglichen Grundrechtsverletzungen bei Soldaten nach, diese können sich direkt an ihn wenden. Königshaus befand zum Beispiel Anfang des Jahres, dass die Soldaten dringend mehr Schlaf bräuchten.

© Süddeutsche.de/chu/ipfa
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