Abgasaffäre:Weggeschaut

Unverantwortliche Manager und auch Aktionäre gehören ausgewechselt.

Von Klaus Ott

Schlimm genug ist ein Vorstandschef, der nach eigener Darstellung nicht mitbekommen hat, wie in seinem Unternehmen jahrelang manipuliert und betrogen wurde. Aber ein Vorstandschef, der angeblich gar nicht wissen wollte, was in seinem Konzern los ist? Das wäre noch schlimmer. Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft München II, die in der Abgasaffäre bei der Ingolstädter Volkswagen-Tochter Audi ermittelt, führen zu diesem Verdacht gegen den langjährigen Vorstandschef Rupert Stadler. Die Ermittler werfen Stadler vor, er habe Autokunden betrogen, denen noch nach Enthüllung der Verstöße manipulierte Dieselfahrzeuge verkauft worden seien.

Selbst wenn das nicht zuträfe, fragt sich: Wie konnte jemand, der angeblich nichts mitbekam oder vielleicht sogar nichts wissen wollte, so lange Vorstandschef bleiben? Stadler wurde erst beurlaubt, als er in Untersuchungshaft kam. Die Antwort führt zu den Haupteigentümern von VW, den Familien Piëch und Porsche. Die haben an Stadler festgehalten und so die in dem Autokonzern viel beschworene neue Unternehmenskultur konterkariert. Die beiden Industriellenfamilien sind offenbar nur an Dividende und nicht an Aufklärung und Transparenz interessiert. In der Bayerischen Verfassung und im Grundgesetz steht geschrieben, Eigentum verpflichte und solle auch der Allgemeinheit dienen. Die beste Konsequenz aus der Abgasaffäre wäre es, nicht nur unverantwortliche Manager wie Rupert Stadler, sondern auch unverantwortliche Aktionäre auszuwechseln.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: