Wenn der Ball auf das Grundstück von Osama bin Laden flog, durften ihn die Kinder nicht holen: In Abbottabad, der gepflegten Garnisonsstadt unweit von Islamabad, konnte der Al-Qaida-Chef jahrelang untertauchen. Der Fotograf Abid Zaid hat sich in dem Ort exklusiv für die Süddeutsche Zeitung umgeschaut. Das dreistöckige Haus in Abbottabad, in dem Osama bin Laden gelebt hat. Mehr als fünf Meter hoch ist die Mauer, die das Gebäude zu einem dreistöckigen Hochsicherheitstrakt macht.
Ein Einwohner der Stadt beobachtet einen Hubschrauber, der über das plötzlich berühmt gewordene Anwesen hinwegfliegt: In der Nacht zu Montag landeten hier amerikanische Helikopter mit Elitesoldaten der US Navy Seals an Bord.
Die US-Soldaten stürmten das Haus und töteten Bin Laden - fast zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001. An den Tagen danach versammeln sich Journalisten aus aller Welt, aber auch Einheimische, vor dem Anwesen.
Die grünen Zufahrtstore sind mit rosafarbenen Klebestreifen versiegelt, ein Polizist bewacht den Ort, wo Bin Laden nach einem Leben voller Gewalt einen gewaltsamen Tod gefunden hat.
Abbottabad liegt etwa 100 Kilometer nördlich der pakistanischen Hauptstad Islamabad am berühmten Karakorum Highway. Die Stadt ist beim Militär als Alterssitz sehr beliebt. Gerade viele Offiziere haben hier Häuser. Offizielle Linie in Pakistan ist trotzdem, dass niemand von Bin Ladens Versteck gewusst haben soll.
Auch die Nachbarn wollen nichts bemerkt haben. Auf der Wiese gegenüber haben Kinder häufig Cricket gespielt. Ein Junge erzählt, dass sie den Ball nie holen durften, wenn er auf das Grundstück des Terrorführers flog.
Wenige Tage nach dem spektakulären US-Einsatz ist im weniger wohlhabenden Teil der Stadt schon wieder Alltag eingekehrt. Ein junger Schäfer lotst eine Herde über die Straße.
Ob Studenten, Händler oder Schuhputzer - auf den Straßen von Abbottabad hat fast jeder seine eigene Version, was in der Nacht zum Montag passiert ist.
Ein Händler bietet seine Früchte an, die Honigmelonen sind um diese Zeit besonders süß, die Tomaten besonders saftig. Die Einwohner in Abbottabad halten die "ganze Angelegenheit mit Osama" ...
... für westliche Propaganda. Sie gehen wieder ihrer Arbeit nach. "Osama interessiert mich nicht", sagt ein Einwohner.
Ein afghanischer Restaurantbesitzer bereitet Fladen zu. Etwa 1,7 Million Menschen sind vor dem Krieg in Afghanistan nach Pakistan geflüchtet.
Ein Mädchen spaziert entlang einer Straße nahe des Gebäudekomplexes der Bin Ladens. Der Terrorführer wurde auf See bestattet, so dass niemand sein Grab besuchen kann. Was aus seinem Haus wird, ist unbekannt.