Aachener Karlspreis:Stimme des Gewissens
Lesezeit: 1 Min.
Papst Franziskus lehnt Ehrungen für gewöhnlich ab. Doch den Karlspreis - für seine Botschaften der Hoffnung - nimmt er an.
Papst Franziskus wird mit dem Internationalen Karlspreis 2016 ausgezeichnet. Den Krisen und dem Vertrauensverlust, die die Europäische Union in den vergangenen Jahren erlebt habe, setze der Papst Ermutigung und eine Botschaft der Hoffnung entgegen, betonten das Karlspreis-Direktorium und die Stadt Aachen am Mittwoch. Die Preisverleihung soll an einem noch zu bestimmenden Zeitpunkt im kommenden Jahr in Rom stattfinden. Der undotierte Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als wichtigste Auszeichnung für Verdienste um die europäische Einigung.
Der aus Argentinien stammende 79 Jahre alte Franziskus steht seit 2013 an der Spitze der katholischen Kirche. Papst Franziskus will den ihm zuerkannten Karlspreis dem europäischen Engagement für Frieden widmen. "Ich fordere alle auf, sich für den Frieden einzusetzen, insbesondere die Europäer, die Verantwortung für den Frieden auf dem Kontinent und weltweit tragen", sagte er am Mittwoch nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi. Angesichts der Tatsache, dass Franziskus im Allgemeinen Ehrenauszeichnungen ablehne, sei seine Entscheidung, den Karlspreis anzunehmen, von besonderer Bedeutung, sagte Lombardi. Sie demonstriere die Wertschätzung des von einem anderen Kontinent stammenden Papstes für die historische Rolle Europas. "Der Papst ,vom anderen Ende der Welt' gibt Millionen Europäern Orientierung dafür, was die Europäische Union im Innersten zusammenhält: das für uns gültige Wertesystem, die Achtung vor Menschenwürde und Freiheitsrechten", sagte der Direktoriumsvorsitzende Jürgen Linden. Der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) nannte Franziskus "eine Stimme des Gewissens, die uns mahnt, bei all unserem Tun den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen".
Mit dem Karlspreis werde Papst Franziskus für sein "weltweites Engagement für die Menschheit gewürdigt", betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in einem Brief an das katholische Kirchenoberhaupt: "Unvergessen sind dabei Ihre mahnenden und ermutigenden Worte, die Sie vor den europäischen Institutionen in Straßburg gesprochen haben."
Zu den bisher ausgezeichneten Politikern gehören Kanzlerin Angela Merkel (2008) und Finanzminister Wolfgang Schäuble (2012), EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker (2006), der frühere US-Präsident Bill Clinton (2000), die ehemaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer (1954) und Helmut Kohl (1988). 2015 wurde EU-Parlamentspräsident Martin Schulz geehrt. Den ersten "Außerordentlichen Karlspreis" erhielt 2004 Papst Johannes Paul II.