90 Jahre Versailler Vertrag:Ein Waffenstillstand, der 20 Jahre hielt

Am 28. Juni 1919 unterzeichneten deutsche Unterhändler in Versailles den Friedensvertrag. Sein Ziel: ein Deutschland, vor dem seine Nachbarn sicher sind. In Bildern.

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AP, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Versailles, das Schloss Ludwigs XIV. bei Paris, am 28. Juni 1919: Vor 90 Jahren wird hier der Versailler Vertrag unterzeichnet. Die Bestimmungen der Entente-Alliierten, die dem im Ersten Weltkrieg besiegten Deutschland auferlegt wurden, sollten den Lauf des 20. Jahrhunderts entscheidend beeinflussen.

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Bundesarchiv, Bild 146-1994-022-19A, CC-BY-SA, Urheber: Oskar Teligmann, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Nach der Kriegserklärung Deutschlands und Österreich-Ungarns an Serbien waren die Soldaten Europas fünf Jahre zuvor in Kriegseuphorie auf die Schlachtfelder gezogen. Hier jubeln die deutschen Kämpfer bei ihrer Abfahrt vom Münchner Bahnhof.

Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1994-022-19A, CC-BY-SA, Urheber: Oskar Teligmann

Bundesarchiv, Bild 146-1970-093-07, CC-BY-SA, Urheber: Menzel, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Vier Jahre später kehrten die Überlebenden unter ihnen ernüchtert wieder heim. Der Erste Weltkrieg hatte 15 Millionen Tote gefordert und den Menschen zum ersten Mal die Schrecken der modernen Kriegsführung vor Augen geführt.

Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1970-093-07, CC-BY-SA, Urheber: Menzel

Bundesarchiv, B 145 Bild-F051656-1395, CC-BY-SA, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Obwohl bereits seit Herbst 1918 nicht mehr gekämpft wurde, beendete erst der Versailler Friedensvertrag den Ersten Weltkrieg offiziell. In den sogenannten Pariser Vorortverträgen wurden die unterlegenen Mittelmächte zu Reparationen verpflichtet: Österreich in St. Germain, Ungarn in Trianon, Bulgarien in Neuilly-sur-Seine, das Osmanische Reich in Sevres - und Deutschland in Versailles. In diesem Sitzungssaal verhandelten die Alliierten darüber, wie das Land für den Krieg zur Verantwortung gezogen werden konnte.

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Bundesarchiv, Bild 183-B0527-0001-810, CC-BY-SA, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Während der Wirren des Kriegsendes meuterten in Kiel die deutschen Matrosen, weil die Heeresleitung der Flotte ein letztes, sinnloses Gefecht mit England befohlen hatte. Der Aufstand griff auf das ganze Land über. Im Laufe der Novemberrevolution musste Kaiser Wilhelm II. abdanken, Deutschland wurde zum ersten Mal eine wirkliche Demokratie ...

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... als Philipp Scheidemann vom Fenster des Reichstags aus die "deutsche Republik" verkündete.

Der Sozialdemokrat Scheidemann lehnte die Bestimmungen des Versailler Vertrags ab. Sein Kommentar zu den Reparationsforderungen sollte in die Geschichte eingehen: "Welche Hand müsse nicht verdorren, die sich und uns diese Fessel legt?"

Reaktionäre Kreise benutzten die Novemberrevolution, um die Schuld an der Kriegsniederlage auf Demokraten und Kommunisten abzuwälzen. Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und andere Militärs verbreiteten die Mär vom deutschen Heer, das "im Felde unbesiegt" war und nur durch den verräterischen "Dolchstoß" der Revolutionäre den Krieg verloren habe: Die Dolchstoßlegende war geboren. Sie wurde zu einem zentralen Propaganda-Element der Nationalsozialisten, aus dem Hitler später bei seinem Aufstieg Kapital schlagen sollte.

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In Versailles tagten nur die Westalliierten Frankreich, Großbritannien, Italien und die USA. Mit dem kommunistischen Russland hatte das Deutsche Reich nach der Oktoberrevolution bereits 1918 den Frieden von Brest-Litowsk geschlossen. An der Ostfront verbrüderten sich deutsche und russische Soldaten spontan, um den Waffenstillstand zu feiern.

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Die Vertreter der siegreichen Alliierten verhandelten seit Januar 1919 über den Friedensvertrag - ohne das unterlegene Deutschland. Der "Rat der Vier" vor dem Schloss Versailles (von links nach rechts): Der britische Premierminister David Lloyd George, der italienische Ministerpräsident Vittorio Emanuele Orlando, französische Ministerpräsident Georges Clemenceau und der amerikanische Präsident Woodrow Wilson. Dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten wurde im Vertrag die alleinige Kriegsschuld zugewiesen.

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Weil einige deutsche Politiker wie Matthias Erzberger von der Zentrumspartei die Versailler Bestimmungen akzeptieren wollten, wurden sie von Nationalisten und Konservativen als "Erfüllungspolitiker" geschmäht. Das Bild zeigt Erzberger, Minister und Leiter der Waffenstillstandskommission, am 16. Januar 1919 auf dem Weg zu den Verhandlungen.

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Im belgischen Spa wurden die Vorverhandlungen geführt. Das Bild zeigt die deutschen Unterhändler General Hans von Hammerstein-Gesmold, Matthias Erzberger und Freiherr Ernst von Langwerth-Simmern während einer Verhandlungspause. Bewusst hatten die Alliierten Orte in Belgien und Frankreich gewählt, an denen über die deutschen Reparationen entschieden wurde - beide Länder hatten am meisten unter der deutschen Besatzung gelitten.

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Die Bestimmungen des Versailler Vertrages wurden in Deutschland als drakonische Strafen empfunden. Treibende Kraft hinter den harten Bestimmungen war vor allem Frankreich. Eine zeitgenössische Zeichnung zeigt die Eröffnung der Versailler Konferenz durch den französischen Ministerpräsidenten Clemenceau. Mit allen Mitteln wollte seine Regierung sicherstellen, dass ein erneuter deutscher Angriff ausgeschlossen war.

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Der Vertrag verpflichtete Deutschland die massiven Kriegsschäden in Frankreich wieder gut zu machen. Die Reparationen waren nicht nur finanzieller, sondern auch materieller Art: Hier wird deutsches Industriegerät nach Westen transportiert.

Der französische Marschall Ferdinand Foch wurde schon 1919 mit den Worten zitiert: "Das ist kein Frieden, das ist ein zwanzigjähriger Waffenstillstand." 1940 sollte Deutschland Frankreich erneut überfallen, diesmal unter den Nationalsozialisten. Adolf Hitlers Versprechen, die Folgen des Vertrags rückgängig zu machen, brachte ihm viel Unterstützung in der deutschen Bevölkerung ein.

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Bundesarchiv, Bild 183-R11112, CC-BY-SA, AP, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Die deutsche Delegation in Versailles, bestehend aus Zentrumspolitikern, Sozialdemokraten und Liberalen (von links nach rechts): Robert Leinert, Carl Melchior, Johannes Giesberts, Ulrich von Brockdorf-Rantzau, Otto Landsberg, Walther Schücking.

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-R11112, CC-BY-SA

Bundesarchiv, Bild 183-R01213, CC-BY-SA, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Die Delegation war allerdings von den Verhandlungen ausgeschlossen. Hier diskutieren (von links nach rechts) Schücking, Giesberts, Landsberg, von Brockdorf-Rantzau, Leinert und Melchior miteinander.

Als die Details der Bestimmungen bekannt wurden, traten sie geschlossen zurück - genau wie das gesamte Kabinett unter Reichsministerpräsident Scheidemann.

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AP, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Am Ende war es seine Hand, die den Versailler Vertrag unterschrieb: Der Zentrumspolitiker Johannes Bell war erst seit sieben Tagen als Verkehrsminister im Amt, als er zusammen mit Außenminister Hermann Müller von der SPD in dem Pariser Vorort den Vertrag abzeichnete.

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Bundesarchiv, B 145 Bild-P008268, CC-BY-SA, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Deutschland verlor unter anderem Elsass-Lothringen an Frankreich, Eupen-Malmedy an Belgien und große Teile Preußens an Polen, sondern auch seine Kolonien in Übersee. Dieses Bild zeigt die Rückkehr der "Schutztruppe" aus Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, nach Berlin. Insgesamt verlor das Deutsche Reich13 Prozent seines vorherigen Gebietes und zehn Prozent der Bevölkerung.

Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-P008268, CC-BY-SA

AP, Schloss, Versailles, AP, Vertrag, 1919

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US-Präsident Wilson lässt sich bei seiner Rückkeht an Bord des Schiffes USS George Washington feiern. Allerdings weigerte sich der amerikanische Kongress, den Versailler Vertrag zu ratifizieren. Weit mehr als die amerikanische Innenpolitik sollte der "Siegfriede", wie er von Nationalisten geschimpft wurde, die deutsche Geschichte beeinflussen.

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Bundesarchiv, Bild 102-07998, CC-BY-SA, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Agitation gegen das "Diktat von Versailles" gehörte in rechten Kreisen der Weimarer Republik zum politischen Alltag. Zum zehnten Jahrestag der Vertrags stömten 1929 Zehntausende ins Berliner Stadion zu einer revisionistischen Gedenkveranstaltung.

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Bundesarchiv, Bild 102-07996, CC-BY-SA, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Dieses Bild zeigt eine Gruppe von Deutschnationalen während der Demonstration mit der Fahne der verlorenen Kolonie Deutsch-Südwestafrika.

Foto: Bundesarchiv, Bild 102-07996, CC-BY-SA

Bundesarchiv,  Bild 146-1972-081-03, CC-BY-SA, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Die Alliierten wollten das militaristisch geprägte Deutschland langfristig ungefährlich für seine Nachbarn machen. Die Reichswehr wurde auf 100.000 Mann begrenzt, schwere Waffen wie U-Boote oder Panzer verboten - genau wie der Aufbau einer Luftwaffe. Auf diesem Bild von 1919 zerlegen Arbeiter ein schweres Geschütz.

Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1972-081-03, CC-BY-SA

Bundesarchiv, Bild 102-13554, CC-BY-SA, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Die Reichwehr übte, wie auf dieser Aufnahme von 1932 zu sehen, teilweise an Holzkanonen. Doch bereits in den zwanziger Jahren begann die deutsche Armee, die Beschränkungen zu umgehen: Dank der im Vertrag von Rapallo mit der Sowjetunion getroffenen Vereinbarung führte sie in Russland Manöver mit verbotenem schwerem Gerät durch.

Foto: Bundesarchiv, Bild 102-13554, CC-BY-SA

Bundesarchiv, Bild 102-10037, CC-BY-SA, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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Am 30. Juni 1930, elf Jahre nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrags, zogen die französischen Truppen wieder aus dem Rheinland ab. Sechs Jahre blieb die Gegend - wie im Vertrag vorgesehen - eine entmilitarisierte Zone, bis ...

Foto: Bundesarchiv, Bild 102-10037, CC-BY-SA

AP, Schloss, Versailles, Vertrag, 1919

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... Adolf Hitler am 18. März 1936 Truppen der Wehrmacht im Rheinland stationierte. An diesem Tag feierten die Nationalsozialisten - wie hier in Köln - die Provokation Frankreichs, eigentlich eine eklatante Verletzung der Bestimmungen des Versailler Vertrags.

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Doch der formal zuständige Völkerbund, ebenfalls ein Kind der Konferenz in Versailles, versagte beim Versuch, angemessen auf Hitlers Säbelrassseln zu reagieren. Die Vorgängerorganisation der Vereinten Nationen erwies sich im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs als unfähig und wurde 1945 aufgelöst. Bis heute ist der Völkerbund ein Symbol für das Versagen der internationalen politischen Architektur der Zwischenkriegszeit, die Europa eigentlich Frieden bringen sollte. Diese historische Luftaufnahme zeigt den Völkerbundpalast in Genf, heute europäischer Sitz der UN.

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16 Jahre nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrags war die deutsche Aufrüstung war in vollem Gange, und der Kontinent auf dem Weg in einen neuen Weltkrieg.

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(sueddeutsche.de/jab/odg/jja)

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