Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, unterschreibt die Kapitulation in neunfacher Ausfertigung, drei auf Englisch, drei auf Russisch und drei auf Deutsch. Später im Flugzeug am frühen Morgen des 9. Mai besudelt Keitel seine „makellose Uniform“, weil er ein Bier aus der Flasche trinkt, was er offenbar nicht gewohnt ist. Der Marinefunker und spätere Verleger Siegfried Unseld schreibt über „erregende Tage mit dem Gefühl, zwischen den Zeiten oder in einer Niemandszeit zu leben“. Eine Frau in Berlin notiert: „Ich habe keine Zeit für ein Seelenleben.“ Ein Soldat der Roten Armee schreibt in Berlin in sein Tagebuch: „Es ist ein sonniger Frühlingstag, die Apfelbäume blühen, der Flieder duftet, die Nachtigallen singen in den Gärten. Der Krieg ist vorbei.“
Bücher über das Kriegsende vor 80 JahrenIn der Niemandszeit
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Der Alltag der Menschen in der Ausnahmesituation des Frühjahrs 1945 ist Gegenstand zahlreicher Bücher zum Kriegsende. Doch nur Tagebucheintrag an Tagebucheintrag zu reihen, reicht nicht für eine große Erzählung zwischen Katastrophe und Neubeginn.
Rezension von Robert Probst

Meinung Kriegsende vor 80 Jahren:Der 8. Mai 1945 war ein Tag der Befreiung – aber viele wollen das heute wieder anders sehen
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