Es war eine gewaltige Militäraktion: Am 6. Juni 1944 begannen die alliierten Truppen mit dem Sturm der Normandie. Bei schwerer See und unter deutschem Beschuss kämpften sich Zehntausende Soldaten an die französische Küste. Tausende starben. In den frühen Morgenstunden des 6. Juni 1944 setzten Amerikaner, Briten und ihre Verbündeten von Großbritannien nach Frankreich über. Mehr als 3000 Landungsboote waren beteiligt, 1200 Kriegsschiffe gaben Feuerschutz. Tausende Militärflugzeuge - Jagdflieger, Bomber, Transportflugzeuge - sind allein in dieser Nacht im Einsatz.
Die Invasion der Normandie war von langer Hand vorbereitet. Angeführt wurde sie von US-General Dwight D. Eisenhower (Mitte). Bereits im Februar 1944 traf er sich in London mit führenden Militärs der Alliierten.
General Eisenhower, hier im Gespräch mit Soldaten kurz vor ihrem Abflug in die Normandie, gab auch das Startsignal für die "Operation Overlord". Mit einem saloppen "Okay, let's go" setzte er die Invasion in Gang.
Die Deutschen hatten zwar mit der Eröffnung einer neuen Westfront gerechnet, waren vom Ort und Zeitpunkt des Angriffs jedoch völlig überrascht. Leichtes Spiel hatten die Alliierten jedoch trotzdem nicht - dies lag an einem Mangel an Planung und erfahrenen Soldaten bei dem Einsatz sowie an schlechterem Kriegsgerät (mehr zum Mythos von der schnellen Entscheidungsschlacht von SZ-Autor Thomas Speckmann).
Pannen gab es bereits beim ersten Schritt der Invasion: Mehr als 20 000 amerikanische und britische Soldaten wurden noch in der Nacht mit Flugzeugen in die Normandie gebracht. Die Fallschirmspringer sollten im Hinterland zwischen Cherbourg und Le Havre die Haupt-Invasion vom Meer her absichern.
Doch die Fallschirmspringer kamen in einem viel größeren Radius zu Boden als geplant - viele ganz woanders, als dies vorgesehen war. Tausende wurden allein am D-Day verletzt, getötet oder gefangen genommen. Auch ihr Material überstand den Abwurf oft nicht unbeschadet. Im Bild: Ein US-Fallschirmspringer kurz nach der Landung auf französischem Boden.
Nach den Fallschirmjägern rückte die gigantische Flotte auf die Küste der Normandie zu. Am Strandabschnitt zwischen Cherbourg und Le Havre begannen die alliierten Truppen am frühen Morgen mit ihrer Landnahme: Mehr als 130 000 Soldaten fielen am 6. Juni 1944 von See her in die Normandie ein.
An Bord eines US-Schiffes überquerte auch Ernest Hemingway den Kanal. Er sollte als Kriegskorrespondent über den Ablauf der Invasion berichten. Mit an Land durfte er seinem Biografen Jeffrey Meyers zufolge allerdings nicht - Hemingway wurde als "wertvolle Fracht" erachtet. Im Bild spricht der Schriftsteller vor Beginn der "Operation Neptun", wie der erste Teil der Invasion genannt wurde, mit US-Soldaten.
Die US-Truppen landeten an den am westlichsten gelegenen Stränden, die die Codenamen Omaha-Beach (im Bild) und Utah-Beach erhielten. Die Briten starteten die Invasion am Gold- und Sword-Beach, kanadische Truppen am Juno genannten Strandabschnitt.
Bombardierungen durch die Deutschen, schwere See - die Soldaten des D-Day berichteten später von dem Chaos, der Orientierungslosigkeit, Bedrohung und Todesangst, die bei der Stürmung der Küste herrschten.
Die alliierten Soldaten verfügten teilweise über keine Kampferfahrung; sie waren oft weder von ihrer Ausbildung her noch mental darauf vorbereitet, was mit dem Vormarsch auf die deutschen Stellungen auf sie zukam.
Die Folgen allein des ersten Invasionstages waren verheerend: Am Abend des D-Day, der schon bald im kollektiven Gedächtnis "der längste Tag" genannt wurde, waren mehr als 6500 US-Soldaten tot, verwundet oder gefangen. Hinzu kamen 3500 Soldaten aus Großbritannien, Kanada und anderen beteiligten Staaten. Auf deutscher Seite kamen mindestens 4000 Soldaten ums Leben, wurden verwundet oder kamen in Kriegsgefangenschaft.
Der erwartete schnelle Sieg durch Geheimoperation unterblieb. Nur mühsam kämpften sich die alliierten Truppen ins Landesinnere vor. Auf den Sturm des D-Day folgte eine wochenlange Schlacht.
Bis Ende Juli landeten 1,5 Millionen Soldaten der Alliierten in der Normandie - sie kämpften gegen eine halbe Million deutsche Soldaten. Bei den Kämpfen um die Normandie kamen mehr als 100 000 Menschen ums Leben, etwa die Hälfte der Toten waren Deutsche. Auch Tausende Zivilisten wurden getötet.